Einer nach dem andern
Bei seinem
ersten Auftritt ist der Erzähler der vier Bücher in einem Stadium des
Neubeginns, der mit einem Absturz beginnt. In der Hoffnung, über die besonders
ungute Zeit hinwegzukommen, war er nach Wien gefahren, hat dort aber keinen
Menschen angetroffen, mit dem er sprechen konnte, nur mit den Dohlen in den
Rathausanlagen hatte er hatte er einige Worte wechseln können. Aufs Ganze
gesehen, in der Entwicklung der vier Bücher, leidet der Erzähler aber nicht an
einer zu geringen, sondern an einer zu großen Menschenschar. Er läßt die Karte
für die Nabucco-Aufführung verfallen, unschlüssig sich unter ein Publikum zu
mischen, in Venedig angelangt fährt er beim Anblick der dort versammelten Touristenscharen gleich
weiter. Bei den zahlreichen Begegnungen mit Austerlitz ist nie ein Dritter
anwesend. Allein oder zu zweit, das ist seine Vorliebe. In Limone sitzt das
Ferienvolk draußen auf der Terrasse, er sitzt in der Gaststube, Luciana wirtschaftet
hinter der Theke, hat ihn im Auge, wechselt Worte mit ihm und versorgt ihn mit Espresso. Gemeinsam mit Aurach
diniert er im Wadi Halfa, daß ein dritter an ihrem Tisch Platz nehmen
könnte, ist nicht vorstellbar. Viele andere Beispiele dieser Art wären noch zu
nennen. Besucht er Eheleute, kommen sie nacheinander zu Worte. Die Lina erzählt
ihm alles, was sie vom Onkel Adelwarth weiß, dann lädt ihn der Kasimir zu einer
Autofahrt in der Umgebung ein. Michael Hamburger erzählt umfänglich, als seine Frau Anne aus
dem Mittagsschlaf erwacht, übernimmt sie das Wort. Aus dem Rahmen fällt der
Besuch bei den Ashburys, gleich fünf Personen stellen sich hier ein, die
Mutter, drei Töchter und der Sohn. So gut wie nie aber trifft man sie
zugleich an, rastlos wandern sie in den Korridoren herum oder gehen ihren mehr
oder weniger sinnlosen Beschäftigungen nach. Edmund zimmert sei Jahren an einem
Boot herum, das nie wasserfest sein wird, Catherin, Clarissa und Cristina
erzeugen Textilien, die immer unverkäuflich bleiben werden, und Mrs. Ashbury
sammelt zu ihrem Vergnügen Blumensamen in Papiertüten. Der Erzähler ist positiv beeindruckt von
ihrem, wie er sagt, von Tag für Tag unschuldiger werdendem Leben. Die Ashburys sind keine gewöhnlichen Menschen, fast schon Fabelwesen, für die die üblichen Regeln nicht gelten. Man muß sie nicht vereinzeln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen