Sonntag, 17. Dezember 2017

Heilige Dialoge

Rekonstruktion

Thérèse d’Avila, à cinquante-deux ans, célèbre et admirée, rencontre à Medina del Campo saint Jean de la Croix alors âgé de vingt-cinq ans, iconnu et passioné. Qui pourrait écrire le dialogue des saints? Un Shakespeare frappé d’innocence ou un Dostoïevski exilé dans quelque Sibérie céleste?

Bevor wir uns der aufgeworfenen Frage zuwenden, um uns dann gegebenenfalls für den Dramatiker oder den Romancier zu entscheiden, sind einige Präliminarien zu klären, etwa: Sind Heilige schon heilig vor der Heiligsprechung? Das ist mit einem klaren Ja zu beantworten, die Heiligkeit wird von der katholischen Prozedur nur ultimativ bestätigt und nicht etwa erschaffen. Schwieriger ist schon die Frage, ob die Heiligen, deren Heiligkeit zu ihren Lebzeiten noch nicht amtlich erwiesen ist, um ihre Heiligkeit wissen. Wenn Demut eine unverzichtbare Ingredienz der Heiligkeit ist, können sie sich ihrer Sache zumindest nicht sicher sein. Schätzen sich die Heiligen gegenseitig oder herrscht, mit den Worten Girards, zwischen ihnen mimetische Rivalität? Das ist zu befürchten. Wechseln sie, wenn sie einander treffen, heilige Worte oder vermeiden sie sie, eifersüchtig wachend über die unverwechselbare Schattierung ihrer jeweiligen Heiligkeit? Verfügbare Gesprächsaufzeichnungen wären zu überprüfen, ohne dabei die Möglichkeit einer nachträglichen Schönung aus den Augen zu verlieren. Reift der Heiligkeit im Lebensverlauf, war die zweiundfünfzigjährige Teresa von Avila sich ihrer vollentwickelten Heiligkeit bewußt, der fünfundzwanzigjährige Johannes vom Kreuz dagegen noch von Zweifeln bedrängt? Das göttliche Erlöserkind verfügte schon bei seiner Geburt über eine vollentwickelte und unbestrittene Heiligkeit, kann aber nicht als Referenzpunkt dienen, die göttlichen Attribute machen es zum unbestrittenen Metaheiligen. Die Jünger hatten in ihrer Mehrzahl zu Lebzeiten des Herrn wenig Heiliges an sich und sind erst nach dem Erlebnis des Kreuzestodes über sich selbst hinausgewachsen; Judas Ischariot blieb die heilige Karriere versperrt.

Viele Unschärfen bleiben, die empirische Basis verläßlich aufgezeichneter Heiligendialoge ist schwach, Grund und Anlaß, die Dichter zur Klärung aufzurufen. Der heilige Franz lag in einem schwankenden Schilfbeet mit dem Kopf nach unten im Wasser und über die Sümpfe schritt die heilige Katharina, ein kleines Modell des Rades, auf dem man sie gebrochen hatte, in der Hand. Träumerisch ist eine mögliche Dialogszene angebahnt und zugleich wieder verworfen. Franziskus schaut, wenn er überhaupt noch schaut, starr nach unten und ist offenbar nicht redefähig, Katharina schaut starr nach vorn und ist ebenso offenkundig zum Austausch heiliger Ansichten nicht bereit. Das Gespräch zwischen Teresa und Johannes wurde nicht aufgezeichnet und müßte mit dichterischen Mitteln rekonstruiert werden, Cioran begründet nicht, warum er Shakespeare oder aber Dostojewski mit der Aufgabe betrauen will. Intuitiv würde man Dostojewski den Vorzug geben ungeachtet seiner erwiesenermaßen geringen Zuständigkeit für katholische Heilige.

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