Klangquellen
Dans un monde sans mélancholie, les rossignols se mettraient à roter. Nirgends, hatte es in Jerusalem geheißen, nirgends ein lebendiges Wesen, ein huschendes Tier oder auch nur der kleinste Vogel im Flug, und hier nun, im Jordantal, bei dem nahen Ufergebüsch, in dem Schnepfen herumstiegen, sang der braunblau gefiederte rotschnablige Vogel Bülbül. Bülbül, le rossignol persan. Wann hat man je noch eine Nachtigall gehört? Wo vor kurzer Zeit noch bei Anbruch des Tages die Vögel so zahlreich und lauthals gesungen hatten, daß man manchmal das Schlafzimmerfenster zumachen mußte, wo die Lerchen am Vormittag über die Felder gestiegen waren und wo man in den Abendstunden bisweilen sogar eine Nachtigall aus dem Dickicht hörte, da vernahm man jetzt kaum noch einen lebendigen Laut. Das Schweigen der Vögel ist das eindrücklichste Merkmal der Verwahrlosung der Welt. Andere Klangquellen dominieren seit langem, die Hände unterm Kopf verschränkt horchen wir, nicht auf die Stille, sondern mit wachem Entsetzen auf die Brandung des Verkehrs, die zuvor schon stundenlang über uns hinweggegangen war. Das also ist, denkt man, der neue Ozean. Unaufhörlich, in großen Schüben, über die gesamte Breite der Städte kommen die Wellen daher, werden lauter und lauter, richten sich weiter und weiter auf, überschlagen sich in einer Art von Phrenesie auf der Höhe des Lärmpegels und laufen als Brecher aus über den Asphalt und die Steine. Zeit und Lärm stürmen voran, nur in melancholischen Oasen, fernab von den Fehlzündungen des Verbrennungsmotors (moteur rotant), ist mit viel Glück in der Abendstunde der Gesang einer Nachtigall noch zu hören.
Dans un monde sans mélancholie, les rossignols se mettraient à roter. Nirgends, hatte es in Jerusalem geheißen, nirgends ein lebendiges Wesen, ein huschendes Tier oder auch nur der kleinste Vogel im Flug, und hier nun, im Jordantal, bei dem nahen Ufergebüsch, in dem Schnepfen herumstiegen, sang der braunblau gefiederte rotschnablige Vogel Bülbül. Bülbül, le rossignol persan. Wann hat man je noch eine Nachtigall gehört? Wo vor kurzer Zeit noch bei Anbruch des Tages die Vögel so zahlreich und lauthals gesungen hatten, daß man manchmal das Schlafzimmerfenster zumachen mußte, wo die Lerchen am Vormittag über die Felder gestiegen waren und wo man in den Abendstunden bisweilen sogar eine Nachtigall aus dem Dickicht hörte, da vernahm man jetzt kaum noch einen lebendigen Laut. Das Schweigen der Vögel ist das eindrücklichste Merkmal der Verwahrlosung der Welt. Andere Klangquellen dominieren seit langem, die Hände unterm Kopf verschränkt horchen wir, nicht auf die Stille, sondern mit wachem Entsetzen auf die Brandung des Verkehrs, die zuvor schon stundenlang über uns hinweggegangen war. Das also ist, denkt man, der neue Ozean. Unaufhörlich, in großen Schüben, über die gesamte Breite der Städte kommen die Wellen daher, werden lauter und lauter, richten sich weiter und weiter auf, überschlagen sich in einer Art von Phrenesie auf der Höhe des Lärmpegels und laufen als Brecher aus über den Asphalt und die Steine. Zeit und Lärm stürmen voran, nur in melancholischen Oasen, fernab von den Fehlzündungen des Verbrennungsmotors (moteur rotant), ist mit viel Glück in der Abendstunde der Gesang einer Nachtigall noch zu hören.
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