Mittwoch, 7. Februar 2018

Sobretaula

Vers deux heures

Cette espèce de malaise lorsqu’on essaie d’imaginer la vie qoutidienne des grands esprits. Vers deux heures de l’après-midi, que pouvait bien faire Socrate? Als Antwort auf die Frage taucht vor uns das Bild des Sokrates auf, nach Tisch, sobretaula, im trauten Gespräch mit Xanthippe seinem Weibe. Bevor wir uns damit zufriedengeben, müßten im Grunde aus wissenschaftlicher Redlichkeit die einschlägigen Forschungsergebnisse zu den Essenszeiten in der Antike studiert werden. Das soll an dieser Stelle unterbleiben.

Wollten wir den Erzähler, Selysses, mit dem Autor gleichsetzen, wäre er ohne weiteres als Grand Esprit anzusehen und entsprechend zu behandeln, wir treffen ihn aber so gut wie nie daheim an, so daß die Übertragung des sokratischen Idylls auf ihn entfällt. Ohnehin wird Cioran kaum an große Geister der Gegenwart gedacht haben, würde doch ein fester Zeitplan und ein voller Terminkalender der heute üblichen Art seiner Frage nach der flachen Stunde des frühen Nachmittags die besondere Aura nehmen. So gesehen geben die Reisen des Selysses, die Unterbrechung des häuslichen Gleichmaßes, der Frage erst ihren Sinn zurück, eine Antwort aber zeichnet sich nicht ab. In Wien ist der Reisende ganztägig unterwegs, so daß sich ein spezifischer Blick auf den frühen Nachmittag nicht ergibt. Etwas günstiger sieht es aus bei den wallfahrenden englischen Wanderungen. Zwei Stunden zirka nach seiner wunderbaren Befreiung aus dem Heidelabyrinth erreichte er endlich die Ortschaft Middleton. Es war gegen vier Uhr. Vers deux heures befand er sich also in dem genannten Labyrinth, ein völlig singuläres, keiner Verallgemeinerung zugängliches Erlebnis aber, das die allgemein ausgerichtete Frage insofern nicht beantworten kann. Der schönen sokratischen Gemeinschaft am nächsten kommen die Gespräche in Limone, das traute, wenn auch vorerst noch distanzierte Zusammensein mit Luciana Michelotti, die der Erzähler wenig später zur Zweitfrau nimmt. Die Uhrzeit aber stimmt nicht, schon um die Mittagszeit verschwanden die Gäste von der Terrasse, und auch Luciana verließ ihren Posten.

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