Donnerstag, 13. Dezember 2018

Wunderhund

Indianer sein

Der Dichter hat mit Indianern nicht sonderlich viel im Sinn. Austerlitz kommt auf die in der grünen Wildnis lebenden kleinen, kupfrig glänzenden Leute zu sprechen, aber die sind üblicherweise nicht gemeint, wenn von Indianern die Rede ist, vielmehr die hochgewachsenen Prärieindianer zu Pferde, vornehmlich die Sioux. Als der Dichter sich in der kurzen amerikanischen Phase seiner Jugend auf einem Pferd die Weite des Landes durchmessen sieht, bleibt offen, ob damit für ihn die Verwandlung in einen Indianer verbunden war, wie Kafka sie rundheraus anstrebt: Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf. – Dabei waren die Indianer erst seit kurzem beritten, zuvor stand ihnen als Helfer aus dem Tierreich allein der Hund zur Seite. Von den überwältigenden Möglichkeiten, die ihnen das Pferd bot, waren sie so hingerissen, daß sie es Wunderhund, Schunka wakan, tauften. Die Dichter haben sich seit jeher auf den Wunderhund Pegasus verlassen. Der Lakota Tatscha Huschte meinte daher, sozusagen von der anderen Seite aus, das gleiche wie Kafka, als er zu Protokoll gab: Künstler sind die Indianer des Waschitschu, des weißen Mannes. Ja, wenn man den Pegasus zu reiten verstünde wie Kafka oder wie einst die Indianer den Wunderhund.

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