Sonntag, 9. Oktober 2022

Todilhil

 Umgang mit dem Feuerwasser

Regina Zufrass ist eine entsetzlich tüchtige Frau und ständig auf das strengste beschäftigt. Mit ihrem Mann, dem Jofferle, ist sie wenig zufrieden und er seinerseits fürchtet sich vor dem Heimgehen zu ihr. Dabei ist die Regina längst nicht so radikal wie die von Loriot entdeckte Förstergattin, die ihren Mann dauerhaft und endgültig beseitigt, nur damit er sie nicht länger bei der Raumpflege stört. Immer wieder findet man den als Fuhrknecht verdingten Jofferle betrunken neben der umgekippten Heufuhre liegen, bis die Regina ihn abholt. Anderentags bleiben die grünen Läden ihrer Wohnung geschlossen, wie sich in dieser Phase das Eheleben abspielt, bleibt unerkannt, die dominierende Rolle des Alkohols ist augenfällig. Die amerikanischen Indianer hatten den Alkohol zunächst sehr begrüßt, ihrem Verlangen nach außerordentlichem transzendentem Erleben waren sie bislang überwiegend durch Kasteiung und Selbstfolter nachgegangen, nun eröffnete sich scheinbar ein müheloser und schmerzfreier Weg durch einige Prisen aus der mit Mni wakan (im Wortlaut der Lakota: geheimnisvolles heiliges Wasser) gefüllten Flasche. Der Irrtum wurde bald offenkundig in Gestalt einer grassierenden Alkoholsucht, die auch heute noch viele mit einem frühen Tod bezahlen. Ashki Anadlohi (Laughing Boy, der Protagonist eines gleichnamigen Romans), ein traditioneller, noch junger Navajo, erlernt von seiner amerikanisierten Frau Ateed Alsoozi (Slim Girl) den zivilisierten, maßvollen Genuß des Whiskys (Todilhil im Wortlaut der Navajo) kennen. Ein Schamane seines Stammes, den er in einer schwierigen Lebenssituation zu Rate zieht, empfiehlt aber nach wie vor den vermeintlich so einfachen wie sicheren Weg des Feuerwassers, erreicht wird aber nur ein Resultat ähnlich dem Zustand des Jofferle. Ateed Alsoozi macht auch bei einer wirklicht üblen Verletzung von vornherein nur behutsamen Gebrauch vom tröstenden Todilhil, so wie sie es gelernt hat.  

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