Sonntag, 9. Juni 2024

Chorknaben

und andere

Seinen Posten als Chorknabe hat er bald aufgegeben und sich dann zu Fragen der Religion weiter nicht geäußert. Bereyter, sein alter Lehrer, hatte Freude am Schabernack mit dem Katecheten Meier, wenn er dessen Weihwasserbehältnis zuvor schon rechtzeitig mit einer Gießkanne gefüllt hatte. Um derart schlichte Streiche ging es, wie John Banville uns zeigt, in Irland nicht und schon gar nicht in den Reihen des irischen Klerus. Quirke hat früh das Dasein als elternloses Kind erlebt. Auch später dann, als Wissenschaftler und Pathologe, konnte er das Leid seiner Jugendtage nicht vergessen, Alkoholismus ist die  Folge. In Banvilles Romanen taucht immer wieder der Klang des scheinbar gottesfreudige Klerus auf, vom Buchtitel her am deutlichsten in Holy Orders, der sich dann als am wenigsten gottesfreudig erweisen. Verbreitet ist der Mißbrauch jeglicher Art, nicht zuletzt der sexuelle Mißbrauch von Kindern, Quirke hatte es in seiner vaterlosen Kindheit selbst erlebt. Die Zustände werden vertuscht und das auch noch nach der, wenn man so will, gerechten Ermordung eines Klerikers. Der Mord wird verschwiegen  und als bloßes Unglück dargestellt, der tote Kleriker geradezu als Heiliger. In einem anderen Buch Banvilles wird erzählt, wie einem bekannten Zuarbeiter des Klerus aus Rache wortwörtlich das Rückgrat gebrochen wird. Die Polizei hält das zurecht für angemessen und macht keine Anstalten, den Rächer öffentlich preiszugeben.                                                                                                                                                      

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