Lederriemenartig, das ist sicher nicht galant, aber man glaubt, den Typus zu kennen. Immerhin wird die Witwe im weiteren Verlauf dann als zart dargestellt. Ihre ganze Erscheinung und ihr ganzes Wesen scheinen nur auf ein Ziel abgestimmt, das Reisen. Allerdings erfahren wir weniger von ihr, als wir erfahren könnten, wenn Selysses nicht so unaufmerksam und abgelenkt wäre. Bestimmt klärt sich in den Plaudereien und Gesprächen, warum sie jetzt in ihre Heimatstadt reist, was sie dort vorhat und wie lange sie zu bleiben gedenkt, bevor sie wieder aufbricht zu neuen fernen Zielen. Selysses aber hört nicht hin und renkt sich lieber beim Blick hinauf in die Kuppel des Bahnhofs fast den Hals aus. Man kann sich das gut als Filmszene vorstellen, alles plaudert und einer schaut starr nach oben. Den Hals renkt er sich zwar nicht aus, scheint aber in eine halluzinatorische Trance zu verfallen, die winkenden Taschentücher werden zu einer Taubenschar, der Zug scheint zu versinken, kaum daß er aus dem Bahnhof hinausgerollt ist.
Schwedische Witwe
Samstag, 26. November 2011
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen