Petit pan de cachalot
Auf Korsika erinnert sich Selysses an die Erzählung eines, wie ihm dunkel vorschwebt, ungarischen Autors von einem ausgestopften oder sonstwie mumifizierten Wal, der von Ort zu Ort über Land gefahren wird. Die Erinnerung geht nicht auf die Lektüre eines Buches zurück, sondern auf eine literarische Leseveranstaltung in Freiburg. War es wirklich ein ungarischer Autor und nicht vielmehr der Provenzale Pierre Magnan, der, wenn das eigene Gedächtnis nicht trügt, in Périple d'un cachalot von einer derartigen ungewöhnlichen Landfahrt eines Pottwals - unter Einbeziehung der Flußläufe allerdings - berichtet? Später aber fällt Selysses der Name des Autors ein, es ist László Krasznahorkai und das Buch offenbar die Melancholie des Widerstands.
Die Universalität von Krasznahorkais Blick zerstreue alle Zweifel an der zeitgenössischen Literatur: Mit diesem nicht übermäßig verständlichen oder erleuchtenden, W.G. Sebald zugeschriebenen Satz im Feuilletonstil werden die Bücher des ungarischen Dichters in Deutschland beworben. Der bloße Hinweis, die von dem ungarischen Autor in deutscher Sprache und Übersetzung und in einem Tonfall vollendeter Trostlosigkeit vorgelesene Geschichte vom reisenden Wal - das weitaus beste, das auf der Veranstaltung zu hören war - habe den denkbar größten Eindruck hinterlassen, macht eher schon hungrig. Man fragt sich, welche Passage Krasznahorkai gelesen haben mag. Der Wal hat im Buch eine ebenso unbestreitbare wie unklare Bedeutung und zieht keine längeren Erzählabschnitte auf sich. Ein auf dem Landweg reisender Wal als Hauptfigur, das würde auf eine beschaulich skurrile Geschichte in der Puszta hinauszulaufen, tatsächlich aber werden wir hineingeleitet in eine grotesk ausgestaltet Apokalypse, von fern her an Dostojewskis Dämonen erinnernd, zumal auch die durchsetzungsstarke Protagonistin, Frau Eszter, eine gewisse Ähnlichkeit mit Frau Stawrogina hat, zumindest dann, wenn man bereit ist, der letzteren einiges Unrecht anzutun. Der Autor selbst, Krasznahorkai, sieht im übrigen auf Bildern grad so aus, wie man sich Schigalew vorstellt.
Der Wal, ein bloßes Detail, un petit pan de cachalot: das berühmteste Detail in Vermeers Werk, bei allem, was sonst zu diesem Werk gesagt wurde, ist der von Proust aufgefundene oder auch nur erfundene petit pan de mur jaune. Krasznahorkai ist wie Vermeer zur Entdeckung freigegeben.
Die Universalität von Krasznahorkais Blick zerstreue alle Zweifel an der zeitgenössischen Literatur: Mit diesem nicht übermäßig verständlichen oder erleuchtenden, W.G. Sebald zugeschriebenen Satz im Feuilletonstil werden die Bücher des ungarischen Dichters in Deutschland beworben. Der bloße Hinweis, die von dem ungarischen Autor in deutscher Sprache und Übersetzung und in einem Tonfall vollendeter Trostlosigkeit vorgelesene Geschichte vom reisenden Wal - das weitaus beste, das auf der Veranstaltung zu hören war - habe den denkbar größten Eindruck hinterlassen, macht eher schon hungrig. Man fragt sich, welche Passage Krasznahorkai gelesen haben mag. Der Wal hat im Buch eine ebenso unbestreitbare wie unklare Bedeutung und zieht keine längeren Erzählabschnitte auf sich. Ein auf dem Landweg reisender Wal als Hauptfigur, das würde auf eine beschaulich skurrile Geschichte in der Puszta hinauszulaufen, tatsächlich aber werden wir hineingeleitet in eine grotesk ausgestaltet Apokalypse, von fern her an Dostojewskis Dämonen erinnernd, zumal auch die durchsetzungsstarke Protagonistin, Frau Eszter, eine gewisse Ähnlichkeit mit Frau Stawrogina hat, zumindest dann, wenn man bereit ist, der letzteren einiges Unrecht anzutun. Der Autor selbst, Krasznahorkai, sieht im übrigen auf Bildern grad so aus, wie man sich Schigalew vorstellt.
Der Wal, ein bloßes Detail, un petit pan de cachalot: das berühmteste Detail in Vermeers Werk, bei allem, was sonst zu diesem Werk gesagt wurde, ist der von Proust aufgefundene oder auch nur erfundene petit pan de mur jaune. Krasznahorkai ist wie Vermeer zur Entdeckung freigegeben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen