Die nächste Katastrophe
Die nicht geringste Konsequenz des riesenhaften Vermögens, das Sir Cuthbert Quilter, ein aus den niedrigeren Ständen aufgestiegener Unternehmer, angesammelt hatte, war die Verwandlung von Felixstowe in ein vornehmes Seebad, das unter anderem der deutschen Kaiserin zur Erholung diente. Im für zweihundert Gäste berechneten Kurhaus mit dem grandiosen Namen German Ocean Mansions hatte man ausschließlich Personal aus Deutschland verpflichtet. Was für kühne Pläne hätte ein Mann wie Quilter, angespornt von einem Gleichgesinnten wie Kaiser Wilhelm nicht noch entwickelt, den Plan etwa von einem von Felixstowe über Norderney bis nach Sylt reichenden und der allgemeinen Ertüchtigung dienenden Frischluftparadies, von der Begründung einer neuen Nordseezivilisation, wenn nicht von einer anglogermanischen Weltallianz, als deren Wahrzeichen man auf der Insel Helgoland eine weit übers Meer hin sichtbare Staatskathedrale hätte errichten können. Im Verein mit dem österreichisch-ungarischen Imperium im Süden zeichneten sich schon die Umrisse einer allerdings noch nicht auf solide demokratische Füße gestellten Europäischen Gemeinschaft ab. Der reale Verlauf der Geschichte ist natürlich ein ganz anderer gewesen, weil es ja immer, wenn man gerade die schönste Zukunft sich ausmalt, bereits auf die nächste Katastrophe zugeht. Mancher mag gedacht haben, der Dichter habe den Satz von der nächsten Katastrophe ohne Gegenwartsbezug und nur der schönen Melancholie wegen verfaßt, war den Lesern doch mehr oder weniger zeitgleich und für viele bei weitem überzeugender das Ende der Geschichte und damit vor allem das Ende der menschgemachten Katastrophen verheißen worden. Mehrere Jahrzehnte Gemeinschaft und Frieden in Europa lagen bereits hinter ihm, was sollte sich noch zum Schlechten wenden. Jetzt, in diesen Tagen sind wir nicht mehr so zuversichtlich. Der Dichter hatte Brüssel von Beginn an nicht sonderlich vertraut, vor allem Bucklige und Irre waren ihm in der europäischen Hauptstadt aufgefallen. Damals jedenfalls verlor der deutsche Kaiser sein Reich und Quilter sah seine als unerschöpflich scheinenden Mittel in einem Maße zusammenschrumpfen, daß eine sinnvolle Bewirtschaftung nicht mehrmöglich war. Sein Sohn Raymond Quilter verkaufte das Anwesen Bawdsey Manor 1936 an den Staat und bezog als Wohnung das ehemalige Quartier des Chauffeurs. Bald schon nannte der leidenschaftliche Flieger, der einst das Ferienvolk von Felixstowe durch sensationelle Fallschirmansprünge über dem Strand beeindruckt hatte, nichts mehr sein eigen als sein Flugzeug und eine Startbahn auf einsamen Feld. Einen weiteren Nachfahren Quilters, mit nicht ganz klarer Herkunftslinie, treffen wir bei Patrick McGinley. Peter Quilter, selbsternannter Colonel, ist der Vorstand einer Wohngemeinschaft aus einem Engländer, nämlich ihm selbst, einem Schotten, einem Waliser und einem Iren: ein Vereinigtes Königreich im Miniaturformat. Eine phantastische und makabre, wie im wahren Leben von Katastrophe zu Katastrophe fortschreitende Geschichte entwickelt sich.
Die nicht geringste Konsequenz des riesenhaften Vermögens, das Sir Cuthbert Quilter, ein aus den niedrigeren Ständen aufgestiegener Unternehmer, angesammelt hatte, war die Verwandlung von Felixstowe in ein vornehmes Seebad, das unter anderem der deutschen Kaiserin zur Erholung diente. Im für zweihundert Gäste berechneten Kurhaus mit dem grandiosen Namen German Ocean Mansions hatte man ausschließlich Personal aus Deutschland verpflichtet. Was für kühne Pläne hätte ein Mann wie Quilter, angespornt von einem Gleichgesinnten wie Kaiser Wilhelm nicht noch entwickelt, den Plan etwa von einem von Felixstowe über Norderney bis nach Sylt reichenden und der allgemeinen Ertüchtigung dienenden Frischluftparadies, von der Begründung einer neuen Nordseezivilisation, wenn nicht von einer anglogermanischen Weltallianz, als deren Wahrzeichen man auf der Insel Helgoland eine weit übers Meer hin sichtbare Staatskathedrale hätte errichten können. Im Verein mit dem österreichisch-ungarischen Imperium im Süden zeichneten sich schon die Umrisse einer allerdings noch nicht auf solide demokratische Füße gestellten Europäischen Gemeinschaft ab. Der reale Verlauf der Geschichte ist natürlich ein ganz anderer gewesen, weil es ja immer, wenn man gerade die schönste Zukunft sich ausmalt, bereits auf die nächste Katastrophe zugeht. Mancher mag gedacht haben, der Dichter habe den Satz von der nächsten Katastrophe ohne Gegenwartsbezug und nur der schönen Melancholie wegen verfaßt, war den Lesern doch mehr oder weniger zeitgleich und für viele bei weitem überzeugender das Ende der Geschichte und damit vor allem das Ende der menschgemachten Katastrophen verheißen worden. Mehrere Jahrzehnte Gemeinschaft und Frieden in Europa lagen bereits hinter ihm, was sollte sich noch zum Schlechten wenden. Jetzt, in diesen Tagen sind wir nicht mehr so zuversichtlich. Der Dichter hatte Brüssel von Beginn an nicht sonderlich vertraut, vor allem Bucklige und Irre waren ihm in der europäischen Hauptstadt aufgefallen. Damals jedenfalls verlor der deutsche Kaiser sein Reich und Quilter sah seine als unerschöpflich scheinenden Mittel in einem Maße zusammenschrumpfen, daß eine sinnvolle Bewirtschaftung nicht mehrmöglich war. Sein Sohn Raymond Quilter verkaufte das Anwesen Bawdsey Manor 1936 an den Staat und bezog als Wohnung das ehemalige Quartier des Chauffeurs. Bald schon nannte der leidenschaftliche Flieger, der einst das Ferienvolk von Felixstowe durch sensationelle Fallschirmansprünge über dem Strand beeindruckt hatte, nichts mehr sein eigen als sein Flugzeug und eine Startbahn auf einsamen Feld. Einen weiteren Nachfahren Quilters, mit nicht ganz klarer Herkunftslinie, treffen wir bei Patrick McGinley. Peter Quilter, selbsternannter Colonel, ist der Vorstand einer Wohngemeinschaft aus einem Engländer, nämlich ihm selbst, einem Schotten, einem Waliser und einem Iren: ein Vereinigtes Königreich im Miniaturformat. Eine phantastische und makabre, wie im wahren Leben von Katastrophe zu Katastrophe fortschreitende Geschichte entwickelt sich.
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