Donnerstag, 13. August 2020

Ansichtskarten

Unterschiedliche Nutzung

Der alte Engelwirt hatte vor seiner Heirat mit der Rosina Zobel einen Großteil seines Vermögens in der Weltgeschichte verfahren und als Beleg und Ertrag seiner Anstrengungen eine mehrere hundert Stück umfassende Ansichtskartensammlung angelegt, für den Dichter as a young child, yn fachgen ifanc, ein wahres Studienparadies. Schwerpunkte der Sammlung waren einmal Abbildungen aus dem südlichen Deutschland samt Österreich und der Schweiz sowie den angrenzenden östlichen Bereichen, sodann Karten aus Italien mit einem Bild des rauchenden Vesuvs als Höhepunkt und schließlich Karten aus verschiedenen Überseegebiete, vor allem dem Fernen Osten. Es fällt auf, daß Stachura, der in der Rzeczpospolita Ludowa als Genie für die Beschaffung von Auslandsstipendien galt, genau diese Bereiche eher ausgelassen und sich stattdessen auf Amerika, insbesondere Mittel- und Süd-, aber auch Nordamerika, den Nahen Osten mit Schwerpunkt Syrien und Nordeuropa spezialisiert hatte. Es heißt, er habe von seinen Reisen Ansichtskarten an sich selbst verschickt hat, genauer gesagt an seine Wohnadresse in Warschau, nicht aber adressiert an seinen Namen, sondern an Edmund Szerucki, Jan Pradera und Michał Kątny und damit an die verschiedenen Erscheinungsformen seiner selbst in den Romanen Cała Jaskrawość und Siekierezada. Einzelheiten zu den Bildansichten und den schriftlichen Mitteilungen Stachuras an sein über die Doppelgänger verstreutes Selbst nennt die Quelle nicht. Einfache Urlaubsgrüße wird man nicht vermuten. Eher wird er die Verdreifachung genutzt haben für die Verteilung von Aufträgen und für die Bearbeitung offener Frage, Szerucki etwa für die Frage von Leben und Tod und das umfassende, von gleißender Helligkeit durchdrungende Ganze, Pradera für die Entscheidung zwischen Zählen des Geldes und Wägen des Schicksals, Kątny für die Frage, wann man weinen darf und wann nicht.

Keine Kommentare: