Freundschaft
Wenn man bei sehr unterschiedlichen Erzählern auf ähnliche Motive stößt, öffnen sich Einstiegsluken zum Untergrund der Prosa. Verschiedene Andeutungen weisen darauf hin, daß der Erzähler, Adroddwr, eine Familie hat, wir lernen sie so gut wie nicht kennen. In den Schwindel.Gefühlen und den Ringen des Saturn ist er allein unterwegs, in den Vier langen Erzählungen hat er je einen Gefährten, zwei, Bereyter und Adelwarth, sind bereits tot, Selwyn stirbt kurze Zeit nach der ersten Begegnung und Aurach erwartet seinen Tod. Nur Austerlitz ist über Jahrzehnte hin ein wahrer Gefährte, auch wenn oft Jahre bis zu einem erneuten Treffen vergehen. Stachuras Erzähler hat in den beiden Romanen jeweils ein enges, fast schon ekstatisches Freundschaftsverhältnis. Michał Kątny lernt er allerdings erst gegen Ende der Siekierezada kennen und wird ihn nach dem Abschied wohl nicht wieder treffen. In den Erzählungen ist der Erzähler meist allein, oft bitter allein, kto mnie ochrania, kto opiękuje sie z mną, wer beschützt mich, wer behütet mich?
Jak przyjemnie jest opowiadać o tych niewinnych sprawach, wie angenehm ist es, von den unschuldigen Dingen zu erzählen, von verläßlichen, unbestreitbaren Dingen, sollte man meinen, und so ist es wohl auch im Zusammensein und im Gespräch mit den beiden alten Wirtsfrauen, Babcia Potęgowa in Cała Jaskrawość und Babcia Olenka in Siekierezada. Bogdan Loebl* findet in seinen Erinnerungen an Sted in der Prosa eine gewisse stilistische Manier, miał on pewną manierę, die ihm die Lektüre verarge, vermutlich ist es genau das, was die Besonderheit der Prosa Stachuras ausmacht, das ständige Gefühl der Irrealität des Realen, ein unbegreifliches Gefühl der Unverbundenheit und der Erkenntnis, wie leicht kann man sich aus dem Leben entfernen kann.
Przyjechalem tam, mit einem gewissen Menschen bin ich dorthin gefahren. In der Erzählung Jak mi bylo na Mazurach, Wie es mir in Masuren erging ist Szerucki nicht allein, der Name des Begleiters wird nie genannt, offenbar ist es niemand, an dem ihm liegt, kein Vergleich mit Witek in Cała Jaskrawość oder Michał Kątny in Siekierezada, eher jemand, den er bald wieder loswerden möchte. Kto mnie ochrania, kto opiękuje sie z mną, gründlich allein ist er dann in der nachfolgenden Erzählung Jasny pobyt nadrzeczny, Der helle Aufenthalt am Ufer, als Bewohner einer ohne Baugenehmigung selbsterrichten primitiven Feldhütte. Am Abend sitzt er vor der Hütte, bereitet sich ein frugales Abendmahl und schaut auf zum gestirnten Himmel über ihm. Ob sich vielleicht in einer anderen Galaxie, auf einem anderen Erdplaneten jemand vor einer ähnlichen Hütte sitzt und sich ein ähnliches Mahl bereitet, ein Gefährte, ein Freund, ein Double im All. Der Blick in die endlose Weite offenbart jedem die Unwirklichkeit unseres Daseins, und was kann im Reich des Unwirklichen nicht wirklich sein? Der Dichter ist in der großen Stadt Wien ähnlich einsam wie Szerucki in der Abgelegenheit seiner Feldhütte, nur mit den Dohlen und mit einer weißköpfigen Amsel hat er gesprochen. In Venedig trifft er auf seinen Michał Kątny mit Namen Malachio. Zur Frage des Doubles im All würde der gelernte Astrophysiker Malachio antworten, die Möglichkeit ließe sich weder beweisen noch ausschließen. Er selbst sei mit einer ähnlich diffizilen Frage beschäftigt, der der Auferstehung nach dem Tode. Antworten bleiben auch hier aus, aber bereits die Fragen stellen ihn zufrieden.
*In Teraz oto jestem
Wenn man bei sehr unterschiedlichen Erzählern auf ähnliche Motive stößt, öffnen sich Einstiegsluken zum Untergrund der Prosa. Verschiedene Andeutungen weisen darauf hin, daß der Erzähler, Adroddwr, eine Familie hat, wir lernen sie so gut wie nicht kennen. In den Schwindel.Gefühlen und den Ringen des Saturn ist er allein unterwegs, in den Vier langen Erzählungen hat er je einen Gefährten, zwei, Bereyter und Adelwarth, sind bereits tot, Selwyn stirbt kurze Zeit nach der ersten Begegnung und Aurach erwartet seinen Tod. Nur Austerlitz ist über Jahrzehnte hin ein wahrer Gefährte, auch wenn oft Jahre bis zu einem erneuten Treffen vergehen. Stachuras Erzähler hat in den beiden Romanen jeweils ein enges, fast schon ekstatisches Freundschaftsverhältnis. Michał Kątny lernt er allerdings erst gegen Ende der Siekierezada kennen und wird ihn nach dem Abschied wohl nicht wieder treffen. In den Erzählungen ist der Erzähler meist allein, oft bitter allein, kto mnie ochrania, kto opiękuje sie z mną, wer beschützt mich, wer behütet mich?
Jak przyjemnie jest opowiadać o tych niewinnych sprawach, wie angenehm ist es, von den unschuldigen Dingen zu erzählen, von verläßlichen, unbestreitbaren Dingen, sollte man meinen, und so ist es wohl auch im Zusammensein und im Gespräch mit den beiden alten Wirtsfrauen, Babcia Potęgowa in Cała Jaskrawość und Babcia Olenka in Siekierezada. Bogdan Loebl* findet in seinen Erinnerungen an Sted in der Prosa eine gewisse stilistische Manier, miał on pewną manierę, die ihm die Lektüre verarge, vermutlich ist es genau das, was die Besonderheit der Prosa Stachuras ausmacht, das ständige Gefühl der Irrealität des Realen, ein unbegreifliches Gefühl der Unverbundenheit und der Erkenntnis, wie leicht kann man sich aus dem Leben entfernen kann.
Przyjechalem tam, mit einem gewissen Menschen bin ich dorthin gefahren. In der Erzählung Jak mi bylo na Mazurach, Wie es mir in Masuren erging ist Szerucki nicht allein, der Name des Begleiters wird nie genannt, offenbar ist es niemand, an dem ihm liegt, kein Vergleich mit Witek in Cała Jaskrawość oder Michał Kątny in Siekierezada, eher jemand, den er bald wieder loswerden möchte. Kto mnie ochrania, kto opiękuje sie z mną, gründlich allein ist er dann in der nachfolgenden Erzählung Jasny pobyt nadrzeczny, Der helle Aufenthalt am Ufer, als Bewohner einer ohne Baugenehmigung selbsterrichten primitiven Feldhütte. Am Abend sitzt er vor der Hütte, bereitet sich ein frugales Abendmahl und schaut auf zum gestirnten Himmel über ihm. Ob sich vielleicht in einer anderen Galaxie, auf einem anderen Erdplaneten jemand vor einer ähnlichen Hütte sitzt und sich ein ähnliches Mahl bereitet, ein Gefährte, ein Freund, ein Double im All. Der Blick in die endlose Weite offenbart jedem die Unwirklichkeit unseres Daseins, und was kann im Reich des Unwirklichen nicht wirklich sein? Der Dichter ist in der großen Stadt Wien ähnlich einsam wie Szerucki in der Abgelegenheit seiner Feldhütte, nur mit den Dohlen und mit einer weißköpfigen Amsel hat er gesprochen. In Venedig trifft er auf seinen Michał Kątny mit Namen Malachio. Zur Frage des Doubles im All würde der gelernte Astrophysiker Malachio antworten, die Möglichkeit ließe sich weder beweisen noch ausschließen. Er selbst sei mit einer ähnlich diffizilen Frage beschäftigt, der der Auferstehung nach dem Tode. Antworten bleiben auch hier aus, aber bereits die Fragen stellen ihn zufrieden.
*In Teraz oto jestem
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