Samstag, 5. September 2020

Forschen und Grübeln

Am Abgrund

Malachio hatte in Cambridge Astrophysik studiert und sah alles aus der größten Entfernung, nicht nur die Sterne. In der letzten Zeit habe er viel nachgedacht über die Auferstehung und er frage sich nach der Bedeutung des Satzes, demzufolge unsere Gebeine und Leiber dereinst übertragen werden in das Gesichtsfeld Ezechiels. Antworten habe er nicht gefunden, aber es genügten ihm eigentlich auch schon die Fragen. Der Erkenntnisgewinn der Astrophysik schreitet rapide voran, ebenso schnell erweitert sich der Abgrund des Unerkennbares, ein Abgrund, der immer wieder in die Frage mündet, warum überhaupt etwas ist und nicht, eigentlich um Längen wahrscheinlicher, nichts. Malachios engeres Forschungsgebiet wird nicht erwähnt, wohl aber der Gegenstand seines privaten Grübelns, die Frage der Auferstehung und des ewigen Lebens, für einem neuzeitlichen Naturwissenschaftler ein unerwartetes, längst, wie man denkt, dem Vergessen verfallenes Interessengebiet. Aber stürzt am Ende nicht alles, ob Wissenschaft oder Spekulation, in den gleichen Abgrund von Zeit und Ewigkeit?

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