Montag, 7. September 2020

Höhenmeter

Moses
Leicht liest man die Schwindel.Gefühle als Buch der Alpen, der Erzähler aber scheut die Höhe. Von Wien nach Venedig fährt er mit dem Nachtzug, als er das Abteilfenster herab reißt, jagt der Zug bereits durch das Friaulische ins Flachland, Venedig, das Ziel, liegt nur einen Meter über dem Meeresspiegel, nicht selten auch darunter. Auch Padua, Limone, Mailand, Verona haben keinen Hochgebirgscharakter. Nach Beendigung seiner Arbeiten in Verona verbringt Adroddwr dann aber die Oktoberwochen in einem Hotel weit oberhalb von Bruneck, am Ende der Vegetation. Er begründet das mit der Sehnsucht nach dem Winter, eine eher dünne Erklärung für das plötzliche alpine Verlangen. Bruneck selbst liegt bereits auf einer Höhe von knapp tausend Meter, die Vegetationsgrenze bei knapp zweitausend Meter, in etwa die Höhe des Berges Sinai. Von da aus steigt Adroddwr herab zu seinem Volk, Ritorno in Patria. Auf allen Stationen der Reise hat er in seine Kladde geschrieben, in Limone hat er Luciana Michelotti erzählt, er schreibe an einem Kriminalroman, inwieweit das stimmt, bleibt offen. Auch im Hotel oberhalb von Bruneck wird er aller Wahrscheinlichkeit nach seine schriftstellerische Aktivität fortgesetzt haben. Daß er an einer Neufassung des Dekalogs gearbeitet habe, dieses Gerücht konnte nicht bestätigt werden. Unbekannt ist auch, wie das Gerücht entstehen konnte.

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