Freitag, 2. Juni 2023

Im Wandel der Zeiten

gleichbleibend 


M. Doulatabadi erzählt vom Leben der Nomaden in seiner persischen Heimat. Die Art wie die Menschen leben und miteinander umgehen läßt annehmen, es handele sich um eine Erzählung aus dem 17., allenfalls 18. Jahrhundert. Beim Ausbruch einer Epidemie in den Schafherden wird ein Tierarzt bestellt, ist man vielleicht bei aller sogenannten Rückständigkeit doch schon im 19. Jahrhundert angelangt? Als der Tierarzt dann in einem Jeep vorfährt, muß man nicht ohne Erstaunen hinnehmen, es ist eine Erzählung des den Europäern so nicht bekannten 20. Jahrhunderts. Die Zeiten bewegen sich auf unterschiedlichen Wegen. Daran ist nichts Unübliches, Phänomene dieser Art ließen sich schon immer beobachten, nicht selten in weit krasseren Formen, triumphale Neuerungen der modernen Wissenschaft mögen Vorstellungen der Steinzeit mit sich tragen. Die inzwischen alljährlich stattfindenden anatomischen Vorlesungen waren ein bedeutendes Datum im Kalender der damaligen, aus dem Dunkel ins Licht hinaustretenden Gesellschaft und eine Demonstration des unerschrockenen Forschungsdrangs der neuen Wissenschaften, gleichzeitig aber die Fortsetzung des archaischen Rituals der Zergliederung eines Menschen um die nach wie vor zum Register der zu verhängenden gehörende Peinigung des Fleisches der Delinquenten bis über den Tod hinaus. Und wenn man sich heute umschaut?

 

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