im Film und anderswo
In der Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Zigarette das Licht der Welt entdeckt, in der Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht sie ihren Zenit, dann, als die gesundheitlichen Schäden immer augenfälliger wurden, wurde der Tabakkonsum kontinuierlich eingedämmt. Der rauchende Dichter aus dem Allgäu, so wie man ihn kennt, würde Maßnahmen dieser Art allerdings weiter nicht beachtet haben. Was aber würde mit dem reichen Erbe der Zigarette geschehen, man denke an Jean-Luc Godards epochalen Kinofilm À bout de souffle, in dem Belmondo nie ohne Zigarette zwischen den Lippen zu sehen ist, oder an Robert Altmans Film The Long Goodbye, in dem Elliott Gould es Belmondo gleich tut. Die beiden Filme werden, wie es scheint, im Kino oder Fernsehen kaum noch angeboten, man fragt nach dem Grund. Vielleicht ist es eine Maßnahme des Jugendschutzes, dabei sollte aber nicht übersehen werden, daß Verbote und Todesverachtung der Jugend immer schon willkommene Mutproben waren. Dauerraucher, wie in den genannten beiden Filmen, trifft man im wahren Leben nur selten noch an, soviel zur Beruhigung. Ein James Dean oder ein Humphrey Bogart ohne jede Zigarette in Film und Leben ist aber, man muß es einräumen, nicht gut vorstellbar. Nicht nur der Film war offen für Zigarette und Rauch, auch die Belletristik. Stachura gibt in seinen Romanen und Erzählungen mit dem Anzünden der Zigarette Takt und Rhythmus seiner Prosa vor. Dabei ist die Zigarettenpause keineswegs als einfacher Ruhepause zu verstehen. Das Platznehmen, das Hervorziehen der Zigarettenschachtel, das Anzünden der Zigarette, das erste Inhalieren, das zögernde Ausstoßen des Rauchs, all das hat den Charakter eines zeremoniellen Ablaufs, das Leben beginnt mit jeder Zigarette immer wieder neu. Lehrmeister waren die Indianer als erste Nikotinnutzer, der Rauch war ihnen ein wohltuend geistig-religiöser Schleier im harten Leben. Das Zünden
einer Zigarette ist auch heute noch ein Akt der Eleganz, die Kunst, die immer kurzlebige Zigarette auch
bei starkem Wind zu entzünden, ist schon für sich genommen eine Freude, ebenso die Beobachtung des
dann langsam verglimmenden Tabaks, was will man mehr, man kann auf das Inhalieren verzichten. Die Malerei hat einige Beiträge in Form von Bildnissen zum Rauch offeriert, sie treten aber nicht sonderlich hervor. Besonders benachteiligt im Sektor des Tabaks ist die Musik. Es wäre zweifellos verfehlt, wenn ein Orchester in Ergänzung der konzertanten Töne obendrein Rauchwolken ausstoßen wollte. Schon anders sieht es bei diversen Solisten aus, für Serge Gainsbourg, im wahren Leben ein ebenso herausragender Raucher wie Belmondo und Gould im Film, war die Zigarette, wie im übrigen auch la bouteille, immer in greifbarer Nähe. Tak to było, nie inaczej.
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