Freitag, 7. Juli 2023

Überfüllte Züge

Wahl der Verkehrsmittel

 

Flugzeuge haben ihn zunächst wenig beeindruckt, weder im positiven noch im negativen Sinn. Inzwischen erlebt er, daß in den Flugzeugen die Menschen meist auf das entsetzlichste zusammengezwängt und von der beständigen Betulichkeit des Personals aus der Fassung gebracht werden, so daß ihm nicht selten eine kaum mehr einzudämmende Flugangst überkommt. Er fliegt nur noch selten, und nur, wenn es unvermeidbar ist. Auch auf das Automobil greift er nur selten zurück und nur dann, wenn es nicht anders geht. In den USA hat er dank der minimalen Tempounterschieden beim Überholen auf den Highways gleichwohl ein schönes Erlebnis. Das Fahrzeug einer Negerfamilie  auf der Überholspur rückt nur um Zentimeter für Zentimeter vor, so daß er mit den Kindern im Fonds des Wagens eine wundersame Freundschaft schließen kann. Der Zugverkehr bietet vielleicht die angemessenste Art ein Ziel zu erreichen. Bei der ersten Bahnfahrt von Wien nach Venedig ist der Zug so gut wie leer, der Dichter verschläft die Fahrt in seinem Abteil. Ganz anders ist die Situation bei der zweiten Fahrt sieben Jahre später. Die Abteile sind überfüllt, in den Gängen sitzen die Reisenden  auf ihren Koffern und Rucksäcken, dem Dichter scheint es gerade recht zu sein, mit seinen Aufzeichnungen auf dem Knie vergeht ihm auch diese Reise wie im Flug, aber auf eine andere, man könnte sagen positive Weise. Überfüllte Züge sind nicht selten und nicht selten müssen die Reisenden mit einem Platz auf dem Reisegepäck vorlieb nehmen, die einen so, die anderen anders. Siedział jak wryty, er, Pradera, saß da wie betäubt, um ihn herum auf den Gängen eine vielstimmige Menschenmenge. Pokatulkało go i kaput, er wurde vom anrollenden Zug geschleudert und aus, so die einen, miał zginąć i zginął, to jest los, er mußte sterben und starb, so ist das Schicksal, i tak dalej, i tak dalej, und so weiter und so fort, viele andere Kommentare noch. Gemeint ist Zbigniew Cybulski, der am Morgen bei dem Versuch, auf dem bereits rollenden Zug aufzuspringen tödlich verunglückt war. Pradera beteiligt sich nicht an dem Meinungsaustausch, er will das Unglück nicht wahrhaben, es muß rückgängig gemacht werden. Wie leicht würde es ihm fallen bei einer Wiederholung des Geschehens Cybulski am Gleis festzuhalten und das Aufspringen verhindern, oder aber Pradera, selbst bereits im Zug, hilft Cybulski erfolgreich beim Aufspringen. Der Herr aller Dinge aber läßt es nicht zu.

 

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