Tag und Nacht
Jeden Tag steht er in aller Frühe auf und wandert durch Wien, end- und ziellose Wege. Wo er am Morgen aufgestanden ist und wohin er am Abend zurückkehrt, erfährt man zunächst nicht. Schließlich liest man, daß er zu später Stunde im Hotel auf den Lift wartet und schließlich in seinem Zimmer verschwindet, über die restliche Nacht erfährt man weiterhin nichts. Schläft er irgendwann ein oder bleibt es eine schlaflose Nacht? Falls überhaupt, ist es sicher kein sogenannter guter Schlaf, immer wieder wacht er auf und kann den Morgen kaum abwarten, schon gar nicht die Öffnung des Hotelrestaurants, er verzichtet auf den Kaffee und rennt hinaus, aber wohin? Es ist ein weiterer Tag, aber kein neuer Tag, den man als solchen begrüßen könnte, vielmehr ein weiterer Tag ohne Konturen wie die Tage zuvor, aus bloßer Unrast ist er aufgebrochen, und nun weiß er nicht, was mit dem Tag anfangen oder gar mit den folgenden Tagen. In Wien ist für ihn kein Bleiben mehr, so viel ist klar.
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