Sonntag, 1. Oktober 2023

Ebenbilder

damals und heute

Alle Götter waren ursprünglich Tier- oder Phantasiegestaltgestalten, sie blieben damit auf Distanz zu den Menschen, für die sie weitgehend unverständlich und furchterregend waren. Die Griechen führten als erste Menschengötter ein, ihnen folgten dann mit einiger Zeitverzögerung neue Glaubensrichtungen, die der Christen, der Moslems und andere. Es sind sichtbare Götter, sich in den Vordergrund stellende Götter, gleichzeitig schrumpfte die Differenz zwischen Gott und Mensch. Die Menge der sich selbst als Gott einstufenden Interessenten wuchs ständig, voilà, je deviens un dieu! Der Mensch gewordene und als Mensch dann wieder zum Gott gereifte Jesus Christus erreicht den denkbaren Höhepunkt der menschlichen Vergöttlichung. Die Unterscheidung von Mensch und Gott wurde immer labiler, es kam zu einer Art Rivalität zwischen Göttern und Menschen, das wiederum senkte den Status der nahezu vergessenen Tiere beträchtlich. Descartes sah in den Tieren gefühls- und verstandslose Automaten, die man zum Vorteil der Menschen beliebig traktieren und verzehren kann, auf Dauer konnte er mit dieser Annahme längst nicht alle überzeugen, am wenigsten Rousseau. Descartes gewährt der Dichter denn auch nur einige knappe Worte, Rousseau hingegen einen ausführlichen Lebensverlauf, in dessen Rahmen den Pflanzen, den Tieren und den Menschen die gleiche Lebensberechtigung zuerkannt wird, eine Einstellung, die sich auch der Dichter zu eigen gemacht hatte. Der bestimmende Faktor ist letztlich die alles umfassende Natur. Unter humanem Verhalten besteht man inzwischen verbreitet, daß die Menschen nach Möglichkeit anständig und nett miteinander umgehen, tatsächlich ging es bei dieser Vokabel angeführt von Descartes‘  und anderer um die die Übertragung der Herrschaft der Welt an die Menschen. Humanismus, Welt der der Menschen, der homines, meint den allein im Vordergrund stehenden Menschen, der auch die Götterwelt zurückdrängt. Paul Bereyter kann die katholische Salbaderei nicht vertragen, gilt gleichzeitig aber auf rätselhafte Weise als gottgläubig. Daß er zum Protestantismus oder zur Orthodoxie gewechselt hätte, ist unwahrscheinlich, eher schon geht es ihm wie zur Urzeit um einen verborgenen, dem Menschen bislang nicht zugänglichen Gott.  Zurück zum Ursprung.

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