Donnerstag, 16. November 2023

Nachtzug

Schuldfrage

 

Der Nachtzug von Wien nach Venedig war diesmal dermaßen überfüllt, daß er die ganze Fahrt über zwischen den sich türmenden Koffern und Rucksäcken kauern mußte. Was als eine kleine Katastrophe erschien, erwies sich als Glücksfall. Statt in den Schlaf versank er in seine Erinnerungen, und geschwinder als je zuvor verging ihm die Zeit über seinen Aufzeichnungen. Für Venedig selbst hatte er bei der Ankunft dann kein Interesse mehr, er fährt gleich weiter nach Verona. Dostał sie pod koła, pokatułkało go i kaput, Pradera hört diesen Spruch und weitere dieser Art und er hört ihn nicht. Auch er sitzt in einem überfüllten Waggon auf seinem Reisegepäck und schweigt. Anders die anderen Reisenden, über die Abteile hinweg tauscht man sich aus zu der Frage, wie es zu Cybulskis tödlichen Unfall kommen konnte und wer schuld war. Die Schuld aber liegt allein beim Veranstalter des Daseins, dem Herrn der Zeit. Nur er hätte den Vorfall abbrechen, die Zeit neu einrichten können. Pradera, so sein Wunsch, erreicht erneut den Breslauer Bahnhof und hindert Cybulski auf den bereits angefahrenen Zug zu springen, oder aber Pradera hat bereits selbst den fahrenden Zug bestiegen und hilft Cybulski beim Aufspringen. Was ist von einer Welt zu halten, die  das nicht ermöglicht.

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