Birotisiert
Nirgends hatte er als Kind sich wohler gefühlt als in dem von seinen Eltern unterhaltenen Emporium, in dem es alles zu kaufen gab vom Bohnenkaffee bis zum Kragenknopf. Auf seinem Dreirädchen hatte er sich meistens auf der untersten Ebene fortbewegt, durch die Schluchten zwischen Ladentischen, Kästen und Budeln, stundenlang. - Weitere Spuren des Radfahrens findet man kaum im Werk des Dichters, und so ist man eher ein wenig überrascht, wenn Photos ihn selbst zeigen, wie er behend auf dem Rad vorbeifliegt. Bei Beckett ist die Art der Fortbewegung oft quälend langsam, bis an die Grenze des Nichtwahrnehmbaren, so daß auch hier der Anblick des hurtig radelnden Autors ein wenig verwundert. Gibt es Bilder, die den Flammendroten Enkel des Edlen (Flann Ó Briain) eigentlich Brian Ó Nualláin (Edler Enkel des Noblen) auf dem Rad, rothar, zeigen? Schließlich ist er derjenige, der das Verhältnis von Mensch und Fahrrad bis in die tiefsten Tiefen verfolgt und mit Hilfe der Atomistik und der Quantentheorie ausgelotet hat. Die fortwährende Nutzung eines Fahrrades, so der empirische Befund, führe zu einem Artentausch, da ständig große Atommengen vom Fahrer in das Rad und umgekehrt vom Rad in den Fahrer wechseln. Der Postbote am Ort der Handlung nimmt wegen seiner ununterbrochenen Zustellfahrten die Spitzenposition ein, er ist bereits zu 71 % birotisiert. In einem zurückliegenden Mordfall mußte das Fahrrad gehängt werden, weil die menschliche, leibliche Hülle kaum noch etwas vom Mörder enthielt. Man fragt sich, ob diese klaren und einleuchtenden Forschungsergebnisse Niels Bohrs Spruch bestätigen oder aber widerlegen, demzufolge niemand die Quantentheorie verstanden habe, der behauptet, er könne über diese Theorie nachdenken, ohne verrückt zu werden. Das Perfide an der Sache ist die relativ geringe Veränderung im äußeren Erscheinungsbild, auch ein hochgradig humanisiertes Rad erscheint noch als Rad, der extrem birotisierte Postbote hat weiterhin die Silhouette eines Menschen. An Zeichen und Hinweisen fehlt es dennoch nicht, so muß der Postbote, auf dem Rad oder zu Fuß, ständig in Bewegung sein, will er anhalten, muß er sich zur Aufrechterhaltung der Balance wie ein Fahrrad an die Wand lehnen. Unübersichtlich wird die Lage dadurch, daß die Befunde zur Birotisierung der Menschheit im Jenseits erhoben wurden, genauer gesagt in der Hölle. Hebt oder mindert das ihre Glaubwürdigkeit? Dem Kind auf dem Dreirad, das sich schon so früh und so intensiv in eine schwer einzuschätzende Gefahrenlage begeben hat, ist aus Gründen der Vorsicht anzuraten, die Füße öfters von den Pedalen zu nehmen. Die Verantwortung liegt bei den Eltern.
Nirgends hatte er als Kind sich wohler gefühlt als in dem von seinen Eltern unterhaltenen Emporium, in dem es alles zu kaufen gab vom Bohnenkaffee bis zum Kragenknopf. Auf seinem Dreirädchen hatte er sich meistens auf der untersten Ebene fortbewegt, durch die Schluchten zwischen Ladentischen, Kästen und Budeln, stundenlang. - Weitere Spuren des Radfahrens findet man kaum im Werk des Dichters, und so ist man eher ein wenig überrascht, wenn Photos ihn selbst zeigen, wie er behend auf dem Rad vorbeifliegt. Bei Beckett ist die Art der Fortbewegung oft quälend langsam, bis an die Grenze des Nichtwahrnehmbaren, so daß auch hier der Anblick des hurtig radelnden Autors ein wenig verwundert. Gibt es Bilder, die den Flammendroten Enkel des Edlen (Flann Ó Briain) eigentlich Brian Ó Nualláin (Edler Enkel des Noblen) auf dem Rad, rothar, zeigen? Schließlich ist er derjenige, der das Verhältnis von Mensch und Fahrrad bis in die tiefsten Tiefen verfolgt und mit Hilfe der Atomistik und der Quantentheorie ausgelotet hat. Die fortwährende Nutzung eines Fahrrades, so der empirische Befund, führe zu einem Artentausch, da ständig große Atommengen vom Fahrer in das Rad und umgekehrt vom Rad in den Fahrer wechseln. Der Postbote am Ort der Handlung nimmt wegen seiner ununterbrochenen Zustellfahrten die Spitzenposition ein, er ist bereits zu 71 % birotisiert. In einem zurückliegenden Mordfall mußte das Fahrrad gehängt werden, weil die menschliche, leibliche Hülle kaum noch etwas vom Mörder enthielt. Man fragt sich, ob diese klaren und einleuchtenden Forschungsergebnisse Niels Bohrs Spruch bestätigen oder aber widerlegen, demzufolge niemand die Quantentheorie verstanden habe, der behauptet, er könne über diese Theorie nachdenken, ohne verrückt zu werden. Das Perfide an der Sache ist die relativ geringe Veränderung im äußeren Erscheinungsbild, auch ein hochgradig humanisiertes Rad erscheint noch als Rad, der extrem birotisierte Postbote hat weiterhin die Silhouette eines Menschen. An Zeichen und Hinweisen fehlt es dennoch nicht, so muß der Postbote, auf dem Rad oder zu Fuß, ständig in Bewegung sein, will er anhalten, muß er sich zur Aufrechterhaltung der Balance wie ein Fahrrad an die Wand lehnen. Unübersichtlich wird die Lage dadurch, daß die Befunde zur Birotisierung der Menschheit im Jenseits erhoben wurden, genauer gesagt in der Hölle. Hebt oder mindert das ihre Glaubwürdigkeit? Dem Kind auf dem Dreirad, das sich schon so früh und so intensiv in eine schwer einzuschätzende Gefahrenlage begeben hat, ist aus Gründen der Vorsicht anzuraten, die Füße öfters von den Pedalen zu nehmen. Die Verantwortung liegt bei den Eltern.
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