Cuando ya no importe
So wie die himmlischen Heerscharen durch die Luft fahren, geben sie uns, wenn wir hinsehen wollen, einen Begriff von dem, was sich über unseren Köpfen vollzieht. Wenn wir hinsehen wollen -, das WIR ist eine der gefährlichsten Vokabeln überhaupt, mit faschistoider Tendenz, werden doch ständig unter diesem Titel Menschen vereinnahmt, die sich ihm nicht zugehörig fühlen. Diese Gefahr ist hier gebannt, da der Zutritt freigestellt ist, wer will kann nach oben schauen, die anderen lassen es. Wer von den Versammelten will eigentlich hinsehen, der Dichter, die Leser, Tiepolo selbst? Tiepolo, Maler des achtzehnten Jahrhunderts, das nach übereinstimmender Einschätzung der Historiker (Le Goff) und Soziologen (Luhmann) das Mittelalter endgültig abschließt. Für die Kunstgeschichte zieht Calasso ausdrücklich Tiepolo heran als den, der die Tür hinter sich zumacht: fu adatto ad assumere il ruolo di epilogatore della pittura, almeno in quel senso particolare, singolare, irrecuperabile che aveva assunto in terra europea per cinque secoli. Wenn Tiepolo auf diese Weise als letzter Nachfahre des Mittelalters erscheinen mag, so hat er doch die neuen Entwicklungen in der Astronomie wahrgenommen und hielt nicht den Blick in schlichter Gläubigkeit nach oben gerichtet, so wie er die himmlischen Dinge gemalt hat, waren sie ihm nicht wirklich. Unverkennbar hat der die geistlichen Bilder in der Art seiner weltlichen Bilder gemalt, hier und da helle und dunkle Schönheiten mit Federputz auf dem Kopf, knieende Mohren mit Sonnenschirm. Auch der Dichter schaut, wenn es ihm einfällt, gelassen nach oben, hat er doch nicht den Eindruck, daß der in der Neuzeit empfohlene Blick nach vorn große Vorteile bringt. Man mag die schönste Zukunft sich ausmalen, der reale Verlauf der Geschichte ist dann immer ein anderer, und ehe man es sich versieht, geht es schon wieder auf die nächste Katastrophe zu. Wenn, anders als erwartet, die rationale Erfassung, geschweige denn die rationale Gestaltung der Welt nicht gelingt, wenn das archaische Ritual der Zergliederung gekleidet als Forschungsdrang der neuen Wissenschaft fortdauert, wenn der Blick nach vorn nicht erfaßt, was in unserem Rücken vor sich geht, wenn es also schon nicht mehr darauf ankommt, mag man, ohne etwaige Vorwürfen gelten zu lassen, ebensogut weiter durch die Luft nach oben zu den himmlischen Heerscharen aufschauen.
So wie die himmlischen Heerscharen durch die Luft fahren, geben sie uns, wenn wir hinsehen wollen, einen Begriff von dem, was sich über unseren Köpfen vollzieht. Wenn wir hinsehen wollen -, das WIR ist eine der gefährlichsten Vokabeln überhaupt, mit faschistoider Tendenz, werden doch ständig unter diesem Titel Menschen vereinnahmt, die sich ihm nicht zugehörig fühlen. Diese Gefahr ist hier gebannt, da der Zutritt freigestellt ist, wer will kann nach oben schauen, die anderen lassen es. Wer von den Versammelten will eigentlich hinsehen, der Dichter, die Leser, Tiepolo selbst? Tiepolo, Maler des achtzehnten Jahrhunderts, das nach übereinstimmender Einschätzung der Historiker (Le Goff) und Soziologen (Luhmann) das Mittelalter endgültig abschließt. Für die Kunstgeschichte zieht Calasso ausdrücklich Tiepolo heran als den, der die Tür hinter sich zumacht: fu adatto ad assumere il ruolo di epilogatore della pittura, almeno in quel senso particolare, singolare, irrecuperabile che aveva assunto in terra europea per cinque secoli. Wenn Tiepolo auf diese Weise als letzter Nachfahre des Mittelalters erscheinen mag, so hat er doch die neuen Entwicklungen in der Astronomie wahrgenommen und hielt nicht den Blick in schlichter Gläubigkeit nach oben gerichtet, so wie er die himmlischen Dinge gemalt hat, waren sie ihm nicht wirklich. Unverkennbar hat der die geistlichen Bilder in der Art seiner weltlichen Bilder gemalt, hier und da helle und dunkle Schönheiten mit Federputz auf dem Kopf, knieende Mohren mit Sonnenschirm. Auch der Dichter schaut, wenn es ihm einfällt, gelassen nach oben, hat er doch nicht den Eindruck, daß der in der Neuzeit empfohlene Blick nach vorn große Vorteile bringt. Man mag die schönste Zukunft sich ausmalen, der reale Verlauf der Geschichte ist dann immer ein anderer, und ehe man es sich versieht, geht es schon wieder auf die nächste Katastrophe zu. Wenn, anders als erwartet, die rationale Erfassung, geschweige denn die rationale Gestaltung der Welt nicht gelingt, wenn das archaische Ritual der Zergliederung gekleidet als Forschungsdrang der neuen Wissenschaft fortdauert, wenn der Blick nach vorn nicht erfaßt, was in unserem Rücken vor sich geht, wenn es also schon nicht mehr darauf ankommt, mag man, ohne etwaige Vorwürfen gelten zu lassen, ebensogut weiter durch die Luft nach oben zu den himmlischen Heerscharen aufschauen.
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