Berberitzen
Es gehe darum, die menschliche Vernunft in die Natur zu bringen, führt Novalis aus, tatsächlich nehme die Natur inzwischen schon freundlichere Sitten an, werde sanfter und erquicklicher und ließe sich willig zur Beförderung der menschlichen Wünsche finden. Vielleicht aber reiche Vernunft und Sanftmut auf Dauer nicht hin, weitergehend sei ein langsamer, wohldurchdachter Zerstörungskrieg mit der Natur zu führen, um sie untertänig zu machen. Novalis beläßt es nicht bei dieser einseitigen, vermeintlich die menschlichen Interessen befördernden Betrachtung, gegen Ende des Fragments wird im Kreis der Lehrlinge zu Sais die schöne und einleuchtende Frage aufgeworfen, ob die Natur vor Schreck über die Ankunft des Menschen, nach verbreiteter Ansicht immerhin Gottes Ebenbild, nicht vielleicht in eine Art Schockstarre verfallen und uns seither unzugänglich sei. Inzwischen ist Luhmanns Ordnungsruf erklungen: Nie wieder Vernunft! – nicht als Absage an die Alltagsvernunft, sondern gegen die Verklärung der Vernunft zum Weltgeist und Universalschlüssel der Weltbereinigung.
Auch Adroddwr, der Prosadichter, mag vom Traum friedlicher Verhältnisse zwischen friedlichen Menschen und friedlicher Natur nur ungern gänzlich lassen, folgt aber nicht der hymnischen Weise der Romantik, sondern dem ruhigen alemannischen Takt Johann Peter Hebels, bei dem selbst die kuriosesten Kreaturen wie die Prozessionsspinner und die fliegenden Fische ihren Platz haben in einer aufs sorgfältigste austarierten Ordnung. Schaut man aber genauer hin, findet sich überall Anlaß, an der vernünftigen Ordnung zu zweifeln. Die Raupen etwa, wie im übrigen auch die Koalabären, ernähren sich beinahe alle nur von einer bestimmten Futtersorte, von den Wurzeln des Queckengrases, von Salbeiblättern, Berberitzen oder von welkem Brombeerlaub, ein Umstieg von einem Kraut zum anderen ist ihnen, auch den Hungertod vor Augen, nicht möglich. Bei all dem gibt es keinen Grund, den geringeren Kreaturen ein Seelenleben abzusprechen, die kleineren Säugetiere, die Mäuse und Maulwürfe halten sich schlafend, wie man an ihren Augenbewegungen erkennen kann, in einer einzig in ihrem Inneren existierenden Welt auf. Der Mensch trumpft ganz und gar unangemessen auf, den Heringsfang vermag der Dichter nur mit den Worten des Holocausts als Vernichtungskrieg gegen die Natur zu schildern.
Es gehe darum, die menschliche Vernunft in die Natur zu bringen, führt Novalis aus, tatsächlich nehme die Natur inzwischen schon freundlichere Sitten an, werde sanfter und erquicklicher und ließe sich willig zur Beförderung der menschlichen Wünsche finden. Vielleicht aber reiche Vernunft und Sanftmut auf Dauer nicht hin, weitergehend sei ein langsamer, wohldurchdachter Zerstörungskrieg mit der Natur zu führen, um sie untertänig zu machen. Novalis beläßt es nicht bei dieser einseitigen, vermeintlich die menschlichen Interessen befördernden Betrachtung, gegen Ende des Fragments wird im Kreis der Lehrlinge zu Sais die schöne und einleuchtende Frage aufgeworfen, ob die Natur vor Schreck über die Ankunft des Menschen, nach verbreiteter Ansicht immerhin Gottes Ebenbild, nicht vielleicht in eine Art Schockstarre verfallen und uns seither unzugänglich sei. Inzwischen ist Luhmanns Ordnungsruf erklungen: Nie wieder Vernunft! – nicht als Absage an die Alltagsvernunft, sondern gegen die Verklärung der Vernunft zum Weltgeist und Universalschlüssel der Weltbereinigung.
Auch Adroddwr, der Prosadichter, mag vom Traum friedlicher Verhältnisse zwischen friedlichen Menschen und friedlicher Natur nur ungern gänzlich lassen, folgt aber nicht der hymnischen Weise der Romantik, sondern dem ruhigen alemannischen Takt Johann Peter Hebels, bei dem selbst die kuriosesten Kreaturen wie die Prozessionsspinner und die fliegenden Fische ihren Platz haben in einer aufs sorgfältigste austarierten Ordnung. Schaut man aber genauer hin, findet sich überall Anlaß, an der vernünftigen Ordnung zu zweifeln. Die Raupen etwa, wie im übrigen auch die Koalabären, ernähren sich beinahe alle nur von einer bestimmten Futtersorte, von den Wurzeln des Queckengrases, von Salbeiblättern, Berberitzen oder von welkem Brombeerlaub, ein Umstieg von einem Kraut zum anderen ist ihnen, auch den Hungertod vor Augen, nicht möglich. Bei all dem gibt es keinen Grund, den geringeren Kreaturen ein Seelenleben abzusprechen, die kleineren Säugetiere, die Mäuse und Maulwürfe halten sich schlafend, wie man an ihren Augenbewegungen erkennen kann, in einer einzig in ihrem Inneren existierenden Welt auf. Der Mensch trumpft ganz und gar unangemessen auf, den Heringsfang vermag der Dichter nur mit den Worten des Holocausts als Vernichtungskrieg gegen die Natur zu schildern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen