Keine Umkehr
Man folgt ihm. In Wien folgt man ihm auf seinen Wegen in der Leopoldstadt, in der inneren Stadt und in der Josefstadt, end- und ziellose Wege und wieder zurück. Nach einer scharfen Rasur beim Bahnhofsbarbier tritt er in Venedig auf den Vorplatz der Ferrovia Santa Lucia und trinkt schließlich in einer Bar an der Riva seinen Morgenkaffee. In Verona macht er die Bekanntschaft eines hellfarbigen Hundes, der sich ihm anschließt. Als er dann Corso Cavour überquert, bleibt der Hund an der Bordsteinkante zurück. Er schaut sich nach ihm um, und wäre um ein Haar überfahren worden. Die Oktoberwochen verbringt er die in einem Hotel weit oberhalb von Bruneck, was er dort betreibt, erfährt man nicht, man kann ihm dorthin nicht folgen. Er habe den Winter nicht länger abwarten können, heißt es. Von den Einzelheiten des Wintervergnügens erfährt man dann aber weiter nichts. Eines Nachmittags dann, als der Großvenediger auf eine besonders geheimnisvolle aus einer grauen Schneewolke auftaucht, beschließt er, vom Nebel befreit, die Welt vor sich, seine Reise zu beenden. Wer ihn in dem Hotel weit oberhalb von Bruneck empfangen hatte und von wem er sich jetzt verabschiedet, erfährt man nicht. Pradera, weit entfernt von Bruneck, verändert seinerseits Maria Rodziewiczownas Romantitel Lato leśnych ludzi (Sommer der Waldleute) der Jahreszeit entsprechend in Zima leśnych ludzi (Winter der Waldleute). Er ist Waldarbeiter im Winter, wohl des Lohns wegen konnte er das Frühjahr nicht abwarten. Immer wieder steigt ein Nebel vor ihm auf, nicht der meteorologische Nebel, sondern ähnlich den Schwindelgefühlen, ein Nebel, mgła, des seelischen Befindens. Nicht der Winter hat den Nebel verursacht, sondern Cybulskis Todessprung und der Umstand, daß die Uhren sich nur in eine Richtung bewegen können und eine Umkehrung nicht möglich ist. Am Ende verbindet sich der Nebel, mgła, dann doch mit dem Schnee und der Kälte, es sieht nicht gut aus für Pradera, die Lage ist kritisch.
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