Traumleben

Schwarz

Auffällig in seinem Traum während der Fahrt nach Venedig sind die die geträumten Höhenunterschiede. Es beginnt in der Niederung, eine Frau schiebt auf einem Feldweg einen Kinderwagen auf ein paar Häuser zu, um die Aufschrift Josef Jelinek oben an der ramponierten Gastwirtschaft zu lesen, muß man dann aber schon den Kopf recken. Über den Dächern wiederum erheben sich die Bergkuppen zu einer schwarz gezackten Höhenlinie wie ausgeschnitten aus dem Gegenschein des Abendlichts. Der Traum hinterläßt keinen Zweifel, daß es sich bei dem Vulkan um den Schneeberg handelt, das umliegende Land aber ist ohne Zweifel Argentinien, ein ungeheuer weites und dabei sehr grünes Gefilde mit Bauminseln und ungezählten Pferden, bei weitem mehr als nur ein weites Feld. In den argentinischen Anden werden Berghöhen erreicht, von denen die Alpen nur träumen können, man denkt aber zunächst an das Flachland, an Buenos Aires und die Mündung des Río de la Plata, herab vom Schneeberg sind wir demnach wieder in der Ebene. Pradera ist ein kastilischer Name, das Kastilische als Amtssprache dominiert nicht nur in Spanien, sondern auch in Argentinien, nachdem dort zunächst la Lingua Italiana das Rennen zu machen schien. Sollten Praderas Vorfahren von Argentinien nach Polen ausgewandert sein, wo er dann seinen Höhentraum träumt? Vier Etagen hat das Haus, die erste Etage ist zumindest für den Augenblick unbewohnt, die zweite, wie auch die dritte und die vierte ebenso. Auf dem Flachdach, in der Höhe, steht unbeweglich ein Mensch. Er ist ganz in Schwarz gekleidet, unter einer schwarzen Kapuze zeigt sich ein schwarzes Gesicht mit zwei schwarzen Augenhöhlen, in der einen ein Bienenstock, in der anderen ein Wespennest, zweifellos die Quelle des ständigen Summens und Surrens, das Pradera schon tagelang gequält hatte. Kann er nun aufatmen? Er erwacht im Erdgeschoß seiner Unterkunft und bereitet sich auf den Arbeitstag vor. Als er aufbricht, schläft seine Wirtin noch, was mag sie wohl träumen, co się śnilo Babci Oleńce?