Dienstag, 4. Januar 2011

Verschüttet

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Er war in einer Gegend gewesen, in der die Flanken der Berge zu beiden Seiten der Straße aufgerissen waren und die Wälder zerfetzt und niedergemacht. Er war von Kohlenhalden umgeben, deren Ausläufer stellenweise bis in die Gassen hineinreichten. Vom Zimmer aus, als er schon im Bett lag, konnte man einen Förderturm sehen mit einem riesigen Rad, das sich manchmal so und manchmal andersherum drehte in dem dichter werdenden Dunkel, und weiter talwärts sah man in regelmäßigen Abständen von jeweils drei oder vier Minuten hohe Feuer- und Funkengarben aus den Schmelzöfen eines Hüttenwerks stieben bis hoch in den Himmel hinauf. Gedanken über den Krieg und die Verheerung der Wohnstätten der Menschen gingen ihm beim Einschlafen durch den Sinn, und im Traum dann war es nicht so, daß er im Bergwerk verschüttet war und die Massen des Gesteins ihn, den schwachen Einzelnen von der Welt und ihrem Licht trennen, sondern er ist draußen und will zu dem Verschütteten dringen und ist ohnmächtig gegenüber den Steinen, und die Welt und ihr Licht macht ihn noch ohnmächtiger. Und jeden Augenblick erstickt der, den er retten will, so daß er wie ein Toller arbeiten muß, und niemals wird der Verschüttete ersticken, so daß der Retter niemals mit der Arbeit wird aufhören dürfen.

Keine Kommentare: