Dienstag, 18. Januar 2011

Untergrund

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Nachmittagshitze stand weiß in den Höfen, als ich das Museum verließ. Beim Gehen die Mauer entlang glaubte ich, in ein steiles, unwegsames Gelände gekommen zu sein und hatte das Bedürfnis, mich niederzusetzen, ich bin aber dann doch weitergegangen gegen die blinkenden Strahlen der Sonne, bis ich die Metrostation erreichte, wo ich, in der brütenden Düsternis des Tunnels, endlos, wie es mir schien, warten mußte auf den nächsten Zug. Der Waggon, in dem ich saß, war nur spärlich besetzt. Ein Zigeuner spielte Harmonika, und weiter hinten saß ein sehr dunkle Frau aus Hinterindien mit einem zum Erschrecken schmalen Gesicht und tief in die Höhlen gesunkenen Augen. Die wenigen anderen Fahrgäste schauten alle seitwärts hinaus in die Finsternis, in der nichts zu sehen war als das fahle Spiegelbild des Waggons, in dem sie saßen. Während der Fahrt wurde mir auf einmal unwohl, ein Phantomschmerz breitete sich aus, und ich dachte, ich werde jetzt sterben müssen. Es gab irgendeine Beziehung, die ich deutlich fühlte, die ich aber zu erkennen nicht imstande war. Es würde genügen, ein kleines Stück noch tiefer unterzutauchen, aber gerade hier wird der Auftrieb so stark, daß ich glauben könnte auf dem Grund des Wassers zu sein, fühlte ich nicht die Strömungen unter mir ziehen. Jedenfalls wende ich mich der Höhe zu, von wo mich der tausendfach gebrochene Schein des Lichtes trifft. Ich steige und treibe mich oben herum, trotzdem ich alles Obere hasse.

Keine Kommentare: