Donnerstag, 17. März 2011

Kommentar Türkischer Honig

Bei Kafka finden wir immer wieder den Augenblick des überstürzten und, wie es scheint, ziellosen Aufbruchs, nur fort von hier, nur weg von hier, sie durchlief die Dörfer, Kinder standen in den Türen, sahen ihr entgegen und sahen ihr nach. Und wir finden den Augenblick einer zögernden Rückkehr, die den Anschein einer Rückkehr aus der Fremde in die Fremde hat: Da ist also mein Haus, ein kleines altes klägliches Haus. Sebald steuert, als willkommenen Kontrast, ein Bild der Fremde bei, Konstantinopel und türkischer Mokka, auch wenn es wohl nicht die Fremde des Rückkehrers ist. Sebald stellt auch klar, daß der Vater des Rückkehrers, Baptist Seelos, nicht mehr unter den Lebenden ist, für den verlorenen Sohn ist es insofern in jedem Fall zu spät. Der zögernde Rückkehrer wird zum Voyeur vor der eigenen Haustür und verspielt wohl auch die letzte Möglichkeit einer Ankunft daheim: wenn jetzt jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte, wäre ich selbst wie einer der sein Geheimnis wahren will. Der alte Hof des Vaters ist wohl in Rußland zu suchen, näher an der Türkei als das deutsche Alpenvorland, Lewitans Bilder deuten darauf hin. Vielleicht ist Ekrem auch nicht Türke im engeren, sondern im weiteren Sinne, Angehöriger eines Turkvolkes, dann wäre die Bewirtschaftung eines russischen Hofes nicht weiter auffällig.
Türkischer Honig


Isaacus Levitan natus est 18 Augusti (30 Augusti Calendarii G
regoriani) anno 1860 in Kibartai, oppidum quod tunc erat in Imperio Russico et nunc est in Lituania. Mortuus est 22 Iulii (4 Augusti) anno 1900 Moscuae.


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