Freitag, 12. November 2010

Ritorno in Patria

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Er konnte also, bloß mit dem kleinen ledernen Rucksack über der Schulter ,durch die an das Niemandsland grenzenden Moorwiesen und den Absteigtobel hinab nach K. und von dort über den Bach und an der Mühle vorbei nach V. hinausgehen. Immer wieder, wenn die Luft von droben etwas in Bewegung geriet, regnete das Tropfwasser in Güssen herunter. Stellenweise, wo es lichter wurde, wuchsen vereinzelte, längst blattlose Buchen, das Geäst und die Stämme von der fortwährenden Nässe geschwärzt. Keinen Laut gab es als den des Wassers im Talgrund, keinen Vogelschrei, nichts. Und dann lag schon die Ebene vor ihm. und in der Ferne, weit im Blauen auf einem kleinen Hügel, kaum zu erkennen, das Haus, zu dem er strebte. Aber es dauerte noch bis zum Abend und viele Male war ihm während des Tages das Ziel aus dem Blick entschwunden, bis er auf schon dunkelndem Feldweg plötzlich am Fuße jenes Hügels stand. Da ist also mein Haus, sagte er sich, ein kleines altes klägliches Haus, aber es ist meines, und in ein paar Monaten soll es anders aussehn. Und er stieg zwischen Wiesen den Hügel hinauf. Die Tür war offen, ja sie konnte gar nicht geschlossen werden, denn der eine Türflügel fehlte. Eine Katze, die auf der Schwelle gesessen hatte, verschwand mit großem Geschrei, so schreien Katzen sonst nicht. Die Türen der zwei Räume rechts und links von der Treppe waren offen, mit ein paar halbzerbrochenen alten Möbelstücken ausgestattet, sonst leer. Aber von oben, von der Treppe herab, die sich im Finstern verlor, fragte eine zitternde, fast röchelnde Stimme, wer gekommen sei. Er machte einen großen Schritt über die ersten drei Stufen, die in der Mitte zerbrochen waren – sonderbarerweise sahen die Bruchstellen frisch aus, als sei es heute oder gestern geschehn –, und stieg hinauf. Auch oben war die Zimmertür offen.

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