Donnerstag, 22. März 2018

Vergangene Schlachten

Augenfreundlich

Der Vorteil vergangener Schlachten zur See war, daß die am Kriegshandel nicht interessierten und so gesehen innerlich unbeteiligten Pferde auch tatsächlich unbeteiligt waren. Heute ist dieser Vorteil  weitgehend entfallen, da auch zu Land Pferde kaum noch zum Kriegseinsatz kommen. In der Feldschlacht von Marengo kamen vielleicht 16000 Männer und, ohne daß sie etwas Böses getan hätten, 4000 Pferde ums Leben, von der Leichenzahl her deutlich weniger, vom Gesamtleichengewicht her deutlich mehr. Generell finden die Pferde keinen Gefallen an ihren Untergegebenenstatus und haben daher oft diese irren Augen, auf dem Schlachtfeld naturgemäß ausnahmslos und immer. Ein spezifischer Vorteil küstennaher Seeschlachten war, daß das interessante Geschehen, angesichts der geringen Reichweite der Kanonen, von Land aus relativ sorglos verfolgt werden konnte. Bei der denkwürdigen Schlacht von Sole Bay waren die Bewohner von Southwold, sowie die ersten Kanonenschüsse gefallen waren, denn auch hinausgeeilt vor die Stadt, um sich das seltene Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Für zartbesaitete Gemüter kam erleichternd hinzu, daß die allzu grausigen und blutigen Einzelheiten aus der relativen Ferne kaum zu erkennen waren. Wenn dann die Schlacht ihren Fortgang nahm, wenn die Pulvermagazine explodierten und einige der geteerten Schiffsleiber bis an die Wasserlinie herabbrannten, war sowieso alles eingehüllt in einen beizenden, gelbschwarzen Rauch. Bei den bildlichen Darstellungen der großen Seetreffen, selbst aus der Hand bedeutender Kunstmaler, handelt es sich daher ausnahmslos um pure Fiktion. Das immense Leid der Beteiligten spielte sich jeder Betrachtung entzogen ganz überwiegend unter Deck ab, wenn brennende Masten und Segel niederstürzten oder Kanonenkugeln die von einem unglaublichen Leibergewimmel erfüllten Zwischendecks durchschlugen. Die erlittene Pein, das gesamte Werk der Zerstörung übersteigt jedes Vorstellungsvermögen um ein Vielfaches. Die Seeschlacht camoufliert ihre Opfer und verbirgt die geschundenen Leiber unter Wasser, nicht alle tauchen wieder auf, augenfreundlicher das Ganze in jedem Fall als verwesende Pferdeleiber, mit deren Beseitigung man sich Zeit ließ, erst der Mensch und dann das Vieh. Die die Gemüter nachhaltig schonende Lösung, das jegliches Unbill an Bord verbergende U-Boot, stand noch aus.

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