Echo
Ich hätte mich doch wohl früher darum kümmern sollen, wie es sich mit dieser Treppe verhielt, was für Zusammenhänge hier bestanden, was man hier zu erwarten hatte und wie man es aufnehmen sollte. Immer fallen Kafkas Worte so wie die Worte Gottes, klar und unverständlich, jeder Satz ein Weg, den kein anderer gegangen, eine Treppe, die kein anderer hinaufgestiegen ist, von dieser einen Treppe aber hatte er gehört, hätte er aufmerksamer gelesen, so hätte er etwas finden müssen in den Zeitungen und Büchern über die Art dieser Treppe, eine verborgene Stiege in einem verwinkelten Haus oder eine weit und hoch sich schwingende Freitreppe, auf der die Großen des Reiches im Kreis stehen. In einem Kinderbuch hatte er möglicherweise von dieser Treppe oder einer ähnlichen gelesen, das war nicht viel gewesen, wahrscheinlich nur die Erwähnung ihres Vorhandenseins, das konnte gar nichts nützen.
Ich hätte mich doch wohl früher darum kümmern sollen, wie es sich mit dieser Treppe verhielt, was für Zusammenhänge hier bestanden, was man hier zu erwarten hatte und wie man es aufnehmen sollte. Immer fallen Kafkas Worte so wie die Worte Gottes, klar und unverständlich, jeder Satz ein Weg, den kein anderer gegangen, eine Treppe, die kein anderer hinaufgestiegen ist, von dieser einen Treppe aber hatte er gehört, hätte er aufmerksamer gelesen, so hätte er etwas finden müssen in den Zeitungen und Büchern über die Art dieser Treppe, eine verborgene Stiege in einem verwinkelten Haus oder eine weit und hoch sich schwingende Freitreppe, auf der die Großen des Reiches im Kreis stehen. In einem Kinderbuch hatte er möglicherweise von dieser Treppe oder einer ähnlichen gelesen, das war nicht viel gewesen, wahrscheinlich nur die Erwähnung ihres Vorhandenseins, das konnte gar nichts nützen.
Gleichwohl, auch der Erzähler, Adroddwr, blickt auf frühe Treppenerfahrungen zurück, unumgänglich schon, weil er mit seinen Eltern im oberen Stock des Engelwirts wohnte. Die Treppe aber hat er, etwa wenn es galt, für den Vater eine Schachtel Zuban zu holen, kaum beachtet, weil er auf dem Weg hinab schon die Romana im Sinn hatte und umso mehr war er auf dem Rückweg noch von ihrer Erscheinung berauscht. Ein einprägsameres Treppenerlebnis aus der Kinderzeit war die Stiege, die im Haus der Mathild zum Dachboden führte. In der schlechten Jahreszeit hatte er auf dem oberen Absatz der Stiege, dort wo vom Stiegenhausfenster das Licht einfiel, gesessen und gelesen. Höher zu steigen, in den Dachboden, war ihm untersagt, denn dort, so heißt es, logiere der graue Jäger. - Eine Treppe, an der man sich durch Nichtbeachtung versündigt hatte, und eine Stiege, die zu einem verbotenen Ziel emporleitete, zwei Exemplare durchaus geeignet, einen Dichter wie K. nachdenklich zu stimmen.
In seinem weiteren Leben hatte der Erzähler Treppenerlebnisse vor allem in Hotels und anderen Übernachtungsstätten, erhebende Erlebnisse und deprimierende. Wortlos begleitete der Portier in Ithaca ihn über eine wunderbare Mahagonistiege – man hatte auf ihr gar nicht das Gefühl des Treppaufgehens, sondern schwebte gewissermaßen hinan – in die oberste Etage, wo er ihm ein geräumiges, nach hinten hinaus gelegenes Zimmer anwies. Erheblich anders sieht es etwa in Mailand aus. Der Lift ging nur bis zur vierten Etage von wo er über zwei Hintertreppen noch ein Stück höher hinauf mußte. Ein langer Korridor führte leicht abschüssig, wie es schien, an den Zimmertüren vorbei, die in kurzen Abständen aufeinander folgten. Die armen Reisenden, ging es ihm durch den Kopf, vielleicht aber waren die Zimmer leer und er der einzige Gast. - Die verwinkelte Treppe, die zu dem endlosen Korridor führt, erscheint als die K. gemäße, eilige Urteile aber sind nicht angebracht, K. kennt auch Treppenanlagen von unübersehbarer Weite. Als der Kaiser den Boten losschickt mit einer Nachricht ans Ende des Reiches mußte er zunächst die Treppen hinab sich kämpfen, gelänge ihm das, was nicht sicher ist, nichts wäre gewonnen. Von Hinanschweben auf einer Treppe ist allerdings nicht die Rede.
Austerlitz‘ Schilderung des Brüsseler Justizpalastes als wahres Treppenlabyrinth wird man umstandslos als kafkaesk ansehen. Viele Stunden sei er durch dieses steinerne Gebirge geirrt, durch Säulenwälder, an kolossalen Statuen vorbei, treppauf und treppab, treppab und treppauf. Alle Treppen sind Irrtreppen, keine Treppe, kein Flur führt zu einem dem Charakter des Ortes entsprechenden Ziel, in irgendwelchen leerstehenden Kammern und abgelegenen Korridoren stößt man stattdessen auf kleine Geschäfte, ein Tabakhandel etwa, ein Wettbüro oder einen Getränkeausschank und sogar eine privat betriebene Herrentoilette mit einem Tischchen und einem Zahlteller. Treppen des Rechtswesens, ohne daß er etwas Böses getan hatte, fühlt K. sich schuldig. Ein bestätigendes Echo stellt sich ein, die Bauwerke, die Austerlitz zufolge wenigstens einen Abglanz des Friedens uns versprechen, die Feldhütte, die Eremitage, das Häuschen des Schrankenwärters, der Aussichtspavillon, die Kindervilla im Garten, diese Bauten kommen ohne Treppen aus.
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