Sonntag, 6. Januar 2019

Gesegnet

Städtetour


Dublin, Baile Átha Cliath, ist eine gesegnete Stadt, allein schon wegen des zehnten Kapitels im Ulysses, allein schon wegen Father Conmees Gang durch die Stadt, in Gedanken bei Mary Rochfort, first countess of Belvedere, no more young, walking alone the shore of lough Ennel, not startled when an otter plunged. Who could know the truth? Not the jealous husband Lord Belvedere and not her confessor if she had not admitted adultery fully, ejaculatio seminis inter vas naturale mulieris, with her husband‘s brother? God knows and she and he, her husband‘s brother. Warschau ist eine gesegnete Stadt, sobald Szerucki sie betritt. Szedł ulicą szeroką, er ging eine breite Straße entlang, oder, besser gesagt, er ging auf einem breiten Trottoir, ungefähr fünf Meter breit, zwischen wohlgepflegten Alleebäumen, die daneben verlaufende Straße war fünfmal so breit. Venedig ist eine vom Dichter gesegnete Stadt, rauschend tauchen die bis zur Bordkante beladenen Kähne aus dem Nebel auf, reglos stehen die Steuermänner im Heck, ein Sinnbild der Wahrhaftigkeit. Geht man in das Innere der Stadt, so weiß man nicht, was man als nächstes sieht oder von wem man im nächsten Augenblick gesehen wird. Kaum tritt jemand auf, hat er die Bühne durch einen anderen Ausgang schon wieder verlassen. Verona ist eine gesegnete Stadt schon wegen des in seiner Dunkelkammer hantierenden taubstummen Photographen, der, als der Dichter sich eben zum Gehen anschickt, in seinem Rücken eine Reihe wüster Verwünschungen ausstößt. Jerusalem ist eine gesegnete Stadt, über den Dächern kein Laut, kein Lebenszeichen, nichts. Nirgends, soweit das Auge ausschweift, erblickt man ein lebendiges Wesen, ein huschendes Tier oder auch nur den kleinsten Vogel im Flug. On dirait que c’est la terre maudite.

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