Montag, 1. Juli 2019

Dante nel fuoco

Bei Feuertod

not with a bang but a whimper

Zwei mythische Gestalten halten die vier Teile der Schwindel.Gefühle zusammen, andere Motivstränge treten hinzu, Zahlen etwa, allen voran die Zahl Dreizehn, die wiederum mit dem Motiv des Feuers liiert ist. 1913 war ein besonderes Jahr, wie eine Natter durchs Gras lief der Funken die Zündschnur entlang. Die Schwindel.Gefühle enden mit der Schilderung des Brandes von London in Anlehnung an Samuel Pepys‘ Tagebuchaufzeichnungen und sie enden letztendlich mit der Angabe: -2013 – Ende, was immer mit Ende gemeint sein mag. Keineswegs aber ist das Feuermotiv durchweg mit dem der Zahlen verknüpft. Eine Einführung in das vulkanische Feuer hatte der Erzähler zu unbestimmter Jahreszahl schon als Kind anhand der Ansichtskartensammlung der Regina Zobel erhalten, die Karte mit dem rauchenden Kegel des Vesuvs war auf ungeklärte Weise sogar in seinen eigenen Besitz gelangt. Das tiefste Geheimnis des Feuers aber verrät ihm später der Venezianer Malachio: brucia continuamente, es brennt fortwährend, bis zum Ende der Tage.

Einmal, in der Gonzagagasse, glaubte er, den bei Feuertod aus seiner Heimatstadt verbannten Dichter Dante zu erkennen. Bei Feuertod: Auch unter Berücksichtigung der kynischen, dem scheinbar, aber nur scheinbar willkürlichen Lauf des Hundes folgenden Schreibweise des Dichters ist ein unkontrolliertes Eindringen des Feuermotives an dieser Stelle auszuschließen. Dante hätte als Experte des gewaltigen Höllenfeuers auftreten können, das Feuermotiv sollte aber nicht mit einem Paukenschlag eröffnet werden. Es endet mit gewaltiger Explosion, das Pulverhaus fliegt auf, die Menschen fliehen auf das Wasser, um sie der Widerschein, und vor dem tiefen Himmelsdunkel in einem Bogen hügelan die ausgezackte Feuerwand bald eine Meile breit. Begonnen hat es mit der im Vorübergehen nur kurz angedeuteten und nicht verwirklichen Drohung des Feuertodes, im Textfluß wahrnehmbar nur mit feinen Vibrissen und gleich wieder vergessen, langsam nur und nicht gleichmäßig wächst und gedeiht das Feuermotiv.

Agamben fragt: Kann uns eine Erzählung befriedigen, die jeden Bezug zum Feuer verloren hat? Die Frage muß an diesem Erzählort nicht beantwortet werden.

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