Schwierige Heimkehr
Als Selysses in der Gonzagagasse zu Wien den bei Feuertod aus seiner Heimatstadt verbannten Florentiner Dichter Dante sieht, sieht er sein Spiegelbild. Wenn der mit fünfundreißig Jahren, nel mezzo del cammin di nostra vita, vom rechten Weg abgekommen ist und sich in einem dunklen Wald wiederfindet, versucht Selysses im gleichen Alter durch eine Ortsveränderung über eine besonders ungute Zeit hinwegzukommen. Bei genauer Betrachtung geht es aber weniger um Dante als Protagonist der Commedia als um den aus Florenz unter Androhung des Scheiterhaufens verbannten Staatsbürger Dante. In der Sprache der Schwindel.Gefühle lebt er All'estero (daß die Fremde, neben anderen italienischen Städten, nur Verona ist, hat nichts zu bedeuten, wir können das nicht mit unseren Augen sehen) und ein Ritorno in patria ist ihm verwehrt.
Der unbefangene Leser der Schwindel.Gefühle wird die Rückkehr des Erzählers, Selysses, in seinen Geburtsort W. als den Ritorno in patria ansehen, aber auch die anschließende Reise übers Meer nach England ist eine Heimkehr. Vielleicht auch ist Patria gar nicht geographisch, sondern metaphysisch zu verstehen. In jedem Fall ist die Weiterfahrt eine Fahrt ins Feuer: Es war ein grausig blutig böses Lohen, zu Hunderten die toten Tauben auf dem Pflaster, das Federkleid versengt. Am Gottesacker die Bäume fangen Feuer, ein rasend kurzer Fackelbrand, ein Krachen, Funkenstieben und Erlöschen. Ein dumpfer ungeheurer Schlag, das Pulverhaus fliegt auf. Um uns herum der Widerschein, und vor dem tiefen Himmelsdunkel in einem Bogen hügelan die ausgezackte Feuerwand. Die Rückkehr scheint ihm bei Feuertod verwehrt, wohin es ihn stattdessen führt, darüber gibt es keine Nachricht. Die Erzählung aus dem Sommer und Herbst des Jahres 1987 bricht ab im Feuer, es vergeht eine leere Zeit bis zum Jahr 2013, und dann ist Ende. Naturgemäß kann man die Dinge richtigstellen und darauf hinweisen, Selysses habe ja nur im Tagebuch des Samuel Pepys vom Brand der Stadt London gelesen, bevor er heil und wohlbehalten zuhaus eintraf.
Als Selysses in der Gonzagagasse zu Wien den bei Feuertod aus seiner Heimatstadt verbannten Florentiner Dichter Dante sieht, sieht er sein Spiegelbild. Wenn der mit fünfundreißig Jahren, nel mezzo del cammin di nostra vita, vom rechten Weg abgekommen ist und sich in einem dunklen Wald wiederfindet, versucht Selysses im gleichen Alter durch eine Ortsveränderung über eine besonders ungute Zeit hinwegzukommen. Bei genauer Betrachtung geht es aber weniger um Dante als Protagonist der Commedia als um den aus Florenz unter Androhung des Scheiterhaufens verbannten Staatsbürger Dante. In der Sprache der Schwindel.Gefühle lebt er All'estero (daß die Fremde, neben anderen italienischen Städten, nur Verona ist, hat nichts zu bedeuten, wir können das nicht mit unseren Augen sehen) und ein Ritorno in patria ist ihm verwehrt.
Der unbefangene Leser der Schwindel.Gefühle wird die Rückkehr des Erzählers, Selysses, in seinen Geburtsort W. als den Ritorno in patria ansehen, aber auch die anschließende Reise übers Meer nach England ist eine Heimkehr. Vielleicht auch ist Patria gar nicht geographisch, sondern metaphysisch zu verstehen. In jedem Fall ist die Weiterfahrt eine Fahrt ins Feuer: Es war ein grausig blutig böses Lohen, zu Hunderten die toten Tauben auf dem Pflaster, das Federkleid versengt. Am Gottesacker die Bäume fangen Feuer, ein rasend kurzer Fackelbrand, ein Krachen, Funkenstieben und Erlöschen. Ein dumpfer ungeheurer Schlag, das Pulverhaus fliegt auf. Um uns herum der Widerschein, und vor dem tiefen Himmelsdunkel in einem Bogen hügelan die ausgezackte Feuerwand. Die Rückkehr scheint ihm bei Feuertod verwehrt, wohin es ihn stattdessen führt, darüber gibt es keine Nachricht. Die Erzählung aus dem Sommer und Herbst des Jahres 1987 bricht ab im Feuer, es vergeht eine leere Zeit bis zum Jahr 2013, und dann ist Ende. Naturgemäß kann man die Dinge richtigstellen und darauf hinweisen, Selysses habe ja nur im Tagebuch des Samuel Pepys vom Brand der Stadt London gelesen, bevor er heil und wohlbehalten zuhaus eintraf.
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