Betrachtet man die Katze, Felis silvestris catus, im Schlaf, so scheint in diesem, in der Tier- und Menschenwelt gleichermaßen verbreiteten physischen und psychischen Aggregatzustand das Trennende auf ein Minimum geschrumpft. Eingerollt, das runde Köpfchen voller Unschuld auf den noch unschuldigeren Vordertätzchen ruhend, leise wohlige Geräusche. Man hat einen Augenblick nicht hingeschaut, und nun hat die Katze sich gestreckt, liegt halb auf dem Rücken, die Hinterpfötchen gegen die linke, die Vorderpfötchen gegen die rechte Armlehne des Sessels gedrückt, Stille und Frieden, kein beunruhigender Gedanke, kein Traum von Beute, kein Alptraum von feindlich gestimmten Artgenossen, jagenden Hunden, wenn das doch das ganze Leben wäre für Katze und Mensch. Der Dichter hat bekanntlich ähnliche Eindrücke im Umgang mit Sus scrofa domesticus, dem Hausschwein, gewonnen. Er steigt über den Elektrozaun, hinter dem die Herde lagert und nähert sich einem der schweren, bewegungslos schlafenden Tiere. Langsam öffnet sich, als er sich niederbeugt zu ihm, sein kleines von hellen Wimpern umsäumtes Auge und blickt ihn fragend an. Er streicht dem Tier über den erschauernden Rücken, den Rüssel und das Gesicht und krault ihm die Kuhle hinter dem Ohr, bis es aufseufzt wie ein von endlosen Leiden geplagter Mensch. Man darf sich allerdings bei all dem nichts vormachen, die Katze wird wieder auf Vogelfang gehen, und der Dichter wäre nicht der erste Mensch nach dem Sündenfall, den eine Schweineherde bis auf das Gebein verzehrt hätte.
Freitag, 24. Januar 2020
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