Steuernde Hand
Zu seiner Verwunderung, ja zu seinem Schrecken stellt er fest, daß der Tag im achtziger Jahr, an dem er die Notizen Grillparzers lesend in der Baran der Riva degli Schiavoni zwischen dem Danieli und der Santa Maria della Visitazione, unweit also vom Dogenpalast gesessen ist, der letzte Tag des Monats Oktober gewesen ist, ein Jahrestag somit jenes Tages, bzw. jener Nacht an dem, bzw. in der, Casanova den bleiernen des Krokodils durchbrochen hat. Manchen mag diese Koinzidenz, diese Fügung nicht grade umwerfen, scheint sie doch eher weit hergeholt und an den Haaren herbeigezogen. Man wird den Verdacht nicht los, der Dichter wolle das Koinzidenztreiben verspotten, nicht zuletzt der für ihn ungewöhnliche, kaum auflösbare Satzbau weist darauf hin. Ganz anders ist es, als Poznański in der Frühe das Haus verläßt. Er hat keinen Złoty oder auch nur Grosz in der Tasche, ist aber gleichwohl guten Mutes und rechnet, einer Eingebung folgend, fest damit, auf eine namhafte Banknote zu stoßen, die jemandem aus der Hosentasche gefallen ist. Nun sind allerdings bereits Stunden vergangen, ohne daß der Geldschein aufgetaucht wäre. Er setzt sich nieder am Wegrand und zündet seine letzte Zigarette an, die er enttäuscht von der Welt nach einigen Zügen in die Sträucher wirft. Schon bald tut es ihm leid, er sucht den Zigarettenstummel, der noch einige heilsame Züge erlauben würde, und findet im Gebüsch hinter der Kippe den ersehnten Geldschein. Wenn man die dem Dichter auffällige Koinzidenz als banal einzuschätzen ist, hat die Auffindung des Geldscheins etwas Wundersames, Poznański selbst spricht von einer unsichtbaren Hand, die gnädig sein Leben steuert.
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