Sonntag, 25. November 2018

Schwarz

Verwunschener Ort


Verglichen mit dem menschenleeren Manchester ist die große Stadt London noch einigermaßen belebt, aber auch hier ist an einigen Stellen, wie man gern sagt, bereits der Wurm drin. Die U-Bahnstation war eben die, an der er noch nie jemanden hatte ein- oder aussteigen sehen. Der Zug hält, die Türen öffnen sich, man blickt auf den leeren Bahnsteig, die Türen schließen sich wieder, der Zug ruckt an. Kein einziges Mal hat auch nur einer der Fahrgäste mit der Wimper gezuckt. Die wahrscheinlichste Erklärung wäre, die Gegend um die Station ist unbewohnt und niemand hat Anlaß, ein- oder auszusteigen. Möglich aber weniger einleuchtend wäre eine Art Ghetto, bewohnt von Menschen, die, wie die Amish, mechanisierte Fahrzeuge verschmähen. Dieses Mal nähert sich der Erzähler der Station sozusagen nicht von der See-, sondern von der Landseite her. In der dunklen Vorhalle war außer einer sehr schwarzen, in einer Art Schalterhäuschen sitzenden Negerfrau nicht ein lebendiges Wesen zu sehen. Vielleicht, so denkt er, erübrigt sich die Feststellung, daß er schließlich doch nicht in diese Untergrundbahn hineingegangen ist. Einige Blicke habe er mit der schwarzen Frau gewechselt, aber den entscheidenden Schritt nicht zu tun gewagt. Erübrigt sich die Feststellung, er sei nicht hineingegangen, wirklich, war ihm nicht klar, daß die U-Bahnstation verwunschen ist, daß die nicht nur sehr schwarze, sondern fraglos auch sehr schöne Negerfrau verwunschen ist, daß sie auf jemanden wartet, der sie anrührt und erlöst?

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