Gewahrsam
In der Goldene Taube wird der Dichter, der es gewohnt ist, schlecht bedient zu werden, von der anscheinend eigens in der Halle sich einfindenden Geschäftsführerin des Hotels mit der ausgesuchtesten Zuvorkommenheit behandelt, nicht anders als hätte man in ihm einen seit langem ihnen in Aussicht gestellten und nun endlich eingetroffenen Ehrengast vor sich. Im den Tiroler Stuben des Innsbrucker Bahnhofs schlägt das Pendel gleich wieder zur anderen Richtung aus. Auf eine seines Erachtens gar nicht unfreundliche Bemerkung über den Tiroler Zichorienkaffee hin hängt ihm die Bedienerin auf die bösartigste Weise, die man sich denken kann, das Maul an. Aufs Ganze gesehen wäre es wohl von Vorteil, wenn man den Damen weniger Bewegungsfreiheit einräumen und sie stattdessen in winzigen Zellen verwahren würde, so wie die Pförtnerin des Giardino Giusti, die ihm aus ihrem dunklen Gehäuse am Ausgang zum Abschied zunickt, oder wie die sehr schwarze, in einer Art Schalterhäuschen der Londoner U-Bahn sitzende Negerfrau oder auch wie die hinter den Kassentischen eines Museums sitzenden Damen, die in einer lilafarbenen Bluse und mit einer altmodisch gewellten Frisur in Theresienstadt oder die ein wenig eingeschlummerte Kassiererin der Casa Bonaparte in Ajaccio. Daß die Damen dann und wann ihre Zelle verlassen dürfen, Freigang bekommen, ist nicht verbürgt. Der Mesnerin von Sant’Anastasia hat man vielleicht schon zuviel Bewegungsspielraum zugestanden, ist es doch beunruhigend, wenn sie mit einer Regelmäßigkeit, als hätte sie den ewigen Umgang, immer wieder hervorkommt, sich ein Stück weit ins Dunkel hinein entfernt, um bald darauf, auf ihrer Umlaufbahn zurückkehrend, ihr Gehäuse wieder aufzusuchen. Selbst Luciana Michelotti ist zunächst nur ein geringes Bewegungsfeld zugestanden. Die längste Zeit wirtschaftet sie hinter der Theke und blickt aus den Augenwinkeln immer wieder herüber zum Dichter, in regelmäßigen Abständen bringt sie ihm, wie erbeten, einen Expreß und ein Glas Wasser. Da ist der verlorene Paß eine glückliche Fügung des Schicksals, die es den beiden erlaubt, zunächst gemeinsam zum Polizeiposten zu fahren um dann, nach der überraschenderweise vom Brigadiere vorgenommenen Trauung, miteinander zu verreisen, wohin auch immer. Möge all den Frauen in ihren engen Zellen schon bald ein ähnliches Glück wiederfahren.
In der Goldene Taube wird der Dichter, der es gewohnt ist, schlecht bedient zu werden, von der anscheinend eigens in der Halle sich einfindenden Geschäftsführerin des Hotels mit der ausgesuchtesten Zuvorkommenheit behandelt, nicht anders als hätte man in ihm einen seit langem ihnen in Aussicht gestellten und nun endlich eingetroffenen Ehrengast vor sich. Im den Tiroler Stuben des Innsbrucker Bahnhofs schlägt das Pendel gleich wieder zur anderen Richtung aus. Auf eine seines Erachtens gar nicht unfreundliche Bemerkung über den Tiroler Zichorienkaffee hin hängt ihm die Bedienerin auf die bösartigste Weise, die man sich denken kann, das Maul an. Aufs Ganze gesehen wäre es wohl von Vorteil, wenn man den Damen weniger Bewegungsfreiheit einräumen und sie stattdessen in winzigen Zellen verwahren würde, so wie die Pförtnerin des Giardino Giusti, die ihm aus ihrem dunklen Gehäuse am Ausgang zum Abschied zunickt, oder wie die sehr schwarze, in einer Art Schalterhäuschen der Londoner U-Bahn sitzende Negerfrau oder auch wie die hinter den Kassentischen eines Museums sitzenden Damen, die in einer lilafarbenen Bluse und mit einer altmodisch gewellten Frisur in Theresienstadt oder die ein wenig eingeschlummerte Kassiererin der Casa Bonaparte in Ajaccio. Daß die Damen dann und wann ihre Zelle verlassen dürfen, Freigang bekommen, ist nicht verbürgt. Der Mesnerin von Sant’Anastasia hat man vielleicht schon zuviel Bewegungsspielraum zugestanden, ist es doch beunruhigend, wenn sie mit einer Regelmäßigkeit, als hätte sie den ewigen Umgang, immer wieder hervorkommt, sich ein Stück weit ins Dunkel hinein entfernt, um bald darauf, auf ihrer Umlaufbahn zurückkehrend, ihr Gehäuse wieder aufzusuchen. Selbst Luciana Michelotti ist zunächst nur ein geringes Bewegungsfeld zugestanden. Die längste Zeit wirtschaftet sie hinter der Theke und blickt aus den Augenwinkeln immer wieder herüber zum Dichter, in regelmäßigen Abständen bringt sie ihm, wie erbeten, einen Expreß und ein Glas Wasser. Da ist der verlorene Paß eine glückliche Fügung des Schicksals, die es den beiden erlaubt, zunächst gemeinsam zum Polizeiposten zu fahren um dann, nach der überraschenderweise vom Brigadiere vorgenommenen Trauung, miteinander zu verreisen, wohin auch immer. Möge all den Frauen in ihren engen Zellen schon bald ein ähnliches Glück wiederfahren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen