Mensch und Tier
Kein Mensch ist fertiggestellt ohne Namen, und wenn sein Name auch nur Heb-Enwau wäre. Kaum jemanden aber, der uns in den Städten begegnet, kennen wir zu unserem Glück beim Namen, schon die Kenntnis aller Vornamen wäre eine unerträgliche Fülle, kämen auch noch die Nachnamen hinzu, wäre es der Garaus.
Austerlitz kennt Penelope Peacefull beim Namen, weil er sie bewundert und ihr Antiquariat oft aufsucht. Er erfährt den Namen der Archivangestellten Tereza Ambrosová im Prager Staatsarchiv, während er sich des längeren mit ihr beratschlagt. Adroddwr, der Erzähler, kennt den Artisten Giorgio Santini beim Namen, weil er ihn beim Namen kennen muß, um den verborgenen Bezug zu San Giorgio herzustellen. Aus Gründen, die nicht näher erläutert werden müssen, kennt er die Hotelwirtin in Limone bei vollem Namen und verständlicherweise auch den Venezianer Malachio, mit dem er eine Bootstour unternimmt, namenlos bleibt dagegen die verschreckte junge Frau, die ihm im Hotel in Lowestoft bewirtet, ferner die Signora mit Vogelblick im Hotel Boston, Mailand sowie die Dame unbestimmten Alters, die in einer lilafarbenen Bluse den Einlaß zum Museum in Theresienstadt regelt und noch viele andere mehr. Wenn ihm in den Straßen von Wien namentlich bekannte aber längst verstorbene Bewohner aus der Ortschaft W. und obendrein der italienische Dichter Dante begegnen, kann das unberücksichtigt bleiben. Daß er während seines Aufenthalts in W. den Namen der zuständigen Dame im Engelwirt nicht irgendwann erfahren hat, ist unwahrscheinlich, er verrät den Namen aber nicht. Insgesamt hat sich der Erzähler gegen eine überbordende Namensfülle gut abgesichert.
Auch die, deren Namen wir nicht kennen, haben einen Namen und ebenso die, die uns gar nicht erst begegnen. Wenn Malachio zum Abschied ruft: Ci vediamo a Gerusalemme, heißt das soviel wie, wir haben uns getroffen, haben uns einander mit unserem Namen vorgestellt und werden uns nicht wiedersehen. Wir können einen vorläufigen Namen vergeben, Winterkönigin, bevor wir den wahren Namen erfahren. Bei den amerikanischen Ureinwohnern hatte man üblicherweise zwei Namen, einen für die Öffentlichkeit, wenn man das unter den Bedingungen der Prärie so sagen kann, und den wahren Namen, den man nur selber kannte. Von daher gesehen, kann man es bei Winterkönigin belassen. Auch und gerade die Toten haben Namen, in Kissingen lassen wir uns den Schlüssel zum israelitischen Friedhof geben und lesen: Hamburger, Kissinger, Wertheimer, Friedländer, Arnsberg, Frank, Auerbach, Grunwald, Leuthold, Seeligmann, Hertz, Goldstaub, Baumblatt, Blumenthal. Ferner neigen wir dazu, den Tieren unserer näheren Umgebung einen Namen zu geben, Toby etwa, was die Tiere davon halten, wissen wir nicht.
Kein Mensch ist fertiggestellt ohne Namen, und wenn sein Name auch nur Heb-Enwau wäre. Kaum jemanden aber, der uns in den Städten begegnet, kennen wir zu unserem Glück beim Namen, schon die Kenntnis aller Vornamen wäre eine unerträgliche Fülle, kämen auch noch die Nachnamen hinzu, wäre es der Garaus.
Austerlitz kennt Penelope Peacefull beim Namen, weil er sie bewundert und ihr Antiquariat oft aufsucht. Er erfährt den Namen der Archivangestellten Tereza Ambrosová im Prager Staatsarchiv, während er sich des längeren mit ihr beratschlagt. Adroddwr, der Erzähler, kennt den Artisten Giorgio Santini beim Namen, weil er ihn beim Namen kennen muß, um den verborgenen Bezug zu San Giorgio herzustellen. Aus Gründen, die nicht näher erläutert werden müssen, kennt er die Hotelwirtin in Limone bei vollem Namen und verständlicherweise auch den Venezianer Malachio, mit dem er eine Bootstour unternimmt, namenlos bleibt dagegen die verschreckte junge Frau, die ihm im Hotel in Lowestoft bewirtet, ferner die Signora mit Vogelblick im Hotel Boston, Mailand sowie die Dame unbestimmten Alters, die in einer lilafarbenen Bluse den Einlaß zum Museum in Theresienstadt regelt und noch viele andere mehr. Wenn ihm in den Straßen von Wien namentlich bekannte aber längst verstorbene Bewohner aus der Ortschaft W. und obendrein der italienische Dichter Dante begegnen, kann das unberücksichtigt bleiben. Daß er während seines Aufenthalts in W. den Namen der zuständigen Dame im Engelwirt nicht irgendwann erfahren hat, ist unwahrscheinlich, er verrät den Namen aber nicht. Insgesamt hat sich der Erzähler gegen eine überbordende Namensfülle gut abgesichert.
Auch die, deren Namen wir nicht kennen, haben einen Namen und ebenso die, die uns gar nicht erst begegnen. Wenn Malachio zum Abschied ruft: Ci vediamo a Gerusalemme, heißt das soviel wie, wir haben uns getroffen, haben uns einander mit unserem Namen vorgestellt und werden uns nicht wiedersehen. Wir können einen vorläufigen Namen vergeben, Winterkönigin, bevor wir den wahren Namen erfahren. Bei den amerikanischen Ureinwohnern hatte man üblicherweise zwei Namen, einen für die Öffentlichkeit, wenn man das unter den Bedingungen der Prärie so sagen kann, und den wahren Namen, den man nur selber kannte. Von daher gesehen, kann man es bei Winterkönigin belassen. Auch und gerade die Toten haben Namen, in Kissingen lassen wir uns den Schlüssel zum israelitischen Friedhof geben und lesen: Hamburger, Kissinger, Wertheimer, Friedländer, Arnsberg, Frank, Auerbach, Grunwald, Leuthold, Seeligmann, Hertz, Goldstaub, Baumblatt, Blumenthal. Ferner neigen wir dazu, den Tieren unserer näheren Umgebung einen Namen zu geben, Toby etwa, was die Tiere davon halten, wissen wir nicht.
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