Lexikalische Perlen
Hinterfür ist, zumindest für Norddeutsche, die diesen Ausdruck nicht kennen und niemals gehört haben, das Kennwort der Mathild Seelos, völlig hinterfür ist sie aus dem Kloster und aus dem kommunistischen München heimgekommen ins Dorf. Dabei war die Mathild nur kurz im Zustand des Hinterfür, das Wort aber bleibt als Emblem haften.
Der Dichter hat eine zwiespältige Einstellung gegenüber dem Regionalismus und besonders gegenüber der eigenen Geburtsregion, dem Allgäu. In den Reihen des verabscheuten Ferienvolks sind ihm die eigenen Landsleute besonders verhaßt mit ihrem auf das ungenierteste sich breitmachenden Dialekt, es ist ihm geradezu eine Pein, die lauthals vorgebrachten Meinungen und witzigen Aussprüche einer Gruppe junger Männer aus seiner unmittelbaren Heimat mit anhören zu müssen. Eine extreme Abneigung empfindet er allen Schuhgeplattel und Gejodel gegenüber, die Vorliebe des Vaters für altbairische Volksmusik und Stanzllieder hatte dafür den Boden bereitet. Das Verdikt betrifft nicht allein die Musikanten, sondern auch die sogenannten Heimatdichter und mit ihnen Heidegger, der in den Augen des Dichters über J.P. Hebel geschrieben hat, wie ein trivialer Heimatdichter über einen trivialen Heimatdichter schreibt. Daß in vielen anderen Dingen, so bei der Beurteilung des Ferienvolks, vollständige Übereinstimmung besteht, entlastet Heidegger in den Augen des Dichters nicht.
Für die Entfremdung vom heimatlichen Brauchtum bedurfte es nicht der Gestalt des Vaters, das geschah auch ohne Mithilfe, für die bejahende Bewahrung einiger Elemente aber war der Großvater unentbehrlich. So verhaßt wie Bachgen, dem Knaben, die Zither auch war, hat er doch dem im Sterben liegenden Großvater zum Abschied einen langsamen Ländler in C-Dur vorgespielt, dann allerdings das Instrument vergraben und nicht wieder angerührt. Dem Großvater ist es wohl auch zu verdanken, wenn der verachtete Dialekt dann doch einige gute Seiten aufzuweisen hatte, Wörter wie hinterfür oder Holzschopf. Dem Norddeutschen erscheinen sie ohnehin wie lexikalische Perlen, auch wenn er bei Holzschopf zunächst vielleicht an eine bizarre Haartracht denken mag. Urteile aus dem Norden sind aber ohne Belang. Von der Regina Seelos heißt es bündig, sie habe einen Industriellen in Norddeutschland geheiratet, und dann fällt kein weiteres sie betreffendes Wort mehr. Sie ist fortan eine von uns Unbeachtlichen, wir andererseits schauen gern über den unsichtbaren Grenzzaun gen Süden, wo ein Holzschopf keineswegs hinterfür ist.
Hinterfür ist, zumindest für Norddeutsche, die diesen Ausdruck nicht kennen und niemals gehört haben, das Kennwort der Mathild Seelos, völlig hinterfür ist sie aus dem Kloster und aus dem kommunistischen München heimgekommen ins Dorf. Dabei war die Mathild nur kurz im Zustand des Hinterfür, das Wort aber bleibt als Emblem haften.
Der Dichter hat eine zwiespältige Einstellung gegenüber dem Regionalismus und besonders gegenüber der eigenen Geburtsregion, dem Allgäu. In den Reihen des verabscheuten Ferienvolks sind ihm die eigenen Landsleute besonders verhaßt mit ihrem auf das ungenierteste sich breitmachenden Dialekt, es ist ihm geradezu eine Pein, die lauthals vorgebrachten Meinungen und witzigen Aussprüche einer Gruppe junger Männer aus seiner unmittelbaren Heimat mit anhören zu müssen. Eine extreme Abneigung empfindet er allen Schuhgeplattel und Gejodel gegenüber, die Vorliebe des Vaters für altbairische Volksmusik und Stanzllieder hatte dafür den Boden bereitet. Das Verdikt betrifft nicht allein die Musikanten, sondern auch die sogenannten Heimatdichter und mit ihnen Heidegger, der in den Augen des Dichters über J.P. Hebel geschrieben hat, wie ein trivialer Heimatdichter über einen trivialen Heimatdichter schreibt. Daß in vielen anderen Dingen, so bei der Beurteilung des Ferienvolks, vollständige Übereinstimmung besteht, entlastet Heidegger in den Augen des Dichters nicht.
Für die Entfremdung vom heimatlichen Brauchtum bedurfte es nicht der Gestalt des Vaters, das geschah auch ohne Mithilfe, für die bejahende Bewahrung einiger Elemente aber war der Großvater unentbehrlich. So verhaßt wie Bachgen, dem Knaben, die Zither auch war, hat er doch dem im Sterben liegenden Großvater zum Abschied einen langsamen Ländler in C-Dur vorgespielt, dann allerdings das Instrument vergraben und nicht wieder angerührt. Dem Großvater ist es wohl auch zu verdanken, wenn der verachtete Dialekt dann doch einige gute Seiten aufzuweisen hatte, Wörter wie hinterfür oder Holzschopf. Dem Norddeutschen erscheinen sie ohnehin wie lexikalische Perlen, auch wenn er bei Holzschopf zunächst vielleicht an eine bizarre Haartracht denken mag. Urteile aus dem Norden sind aber ohne Belang. Von der Regina Seelos heißt es bündig, sie habe einen Industriellen in Norddeutschland geheiratet, und dann fällt kein weiteres sie betreffendes Wort mehr. Sie ist fortan eine von uns Unbeachtlichen, wir andererseits schauen gern über den unsichtbaren Grenzzaun gen Süden, wo ein Holzschopf keineswegs hinterfür ist.
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