Zum Licht
Die Nachtfalter, von denen man bislang keinen einzigen zu Gesicht bekommen hatte, begannen wie aus dem Nichts heraus einzuschwärmen in tausenderlei Bogen und Schraubenbahnen, bis sie, schneeflockengleich, um das Licht ein stilles Gestöber bildeten, während andere schon flügelschwirrend über das unter der Lampe ausgebreitete Leintuch liefen oder, erschöpft von dem wilden Kreisen, sich niederließen in den grauen Vertiefungen. Ćma, auch in Polen hat der Nachtfalter Liebhaber. Der Falter saß auf dem Krautkopf. Seit zwei Jahren habe ich eine Schwäche für die Nachtfalter, nämlich seit dem für mich unvergeßlichen Herbst neunzehnhundertzweiundsechzig. Ich nahm den Falter vorsichtig in die Hand und transportierte ihn vor die Tür, aber hartnäckig wandte er sich wieder dem Licht zu, drängte von außen an die Scheibe. Ich liebe diese Geschöpfe immer mehr. Ich schaue auf ihn mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Mitgefühl. Vielleicht ein wenig so, wie ich auf mich selbst schaue. Ich dachte auch an den Schwan im Schlamm des ausgeschöpften Teichs, war seine Sehnsucht nach Wasser so sehr anders als die des Falters nach dem Licht? Zu dem Licht, von dem es heißt, man müsse sich ihm nahen? Was ist das für ein Licht? Wo ist es? In welcher Richtung? Man weiß es nicht. Man weiß gar nichts. Man muß zum Licht gehen. Soviel ist bekannt.
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