Dienstag, 18. Januar 2022

Wege

Konzentrat

Ist es der aufgeweichte, grundlose Boden, der die Schwindelgefühle hervorruft, oder sind es die Schwindelgefühle, die den Boden als bodenlos erscheinen lassen, gibt uns das gänzlich in Fetzen aufgelöste Schuhwerk des Dichters einen Wink in dieser Frage? Man ist daran gewöhnt, daß der Jäger Gracchus mit einer Barke in den Hafen von Riva einfährt, wie aber, wenn nicht über ein unterirdisches Tunnelnetz, ist er nach Verona gelangt, wo ihn zwei Männer in schwarzen Röcken mit silbernen Knöpfen aus einem Hinterhaus unter einem blumengemusterten Tuch auf einer Bahre heraus tragen? Man weiß nicht, zu welchem Zweck und auf welche Art San Giorgio, der zweite im mythischen Duo, zum deutschen Konsulat in Mailand gelangt ist, als ein die Höhe suchender Hochseilartist sicher nicht über ein unterirdisches Tunnelnetz. Auch sein Lebensziel ist diametral anders, während Gracchus seit Jahrhunderten den Unterweltfluß zum Tode sucht, vergewissert San Giorgio sich in der Gestalt des Giorgio Santini eines weiteren Lebens. Und die Augenpaare? Zunächst findet der Erzähler im Bahnhof Venedig zwei Augenpaare auf sich gerichtet. Es kommt ihm vor, als seien ihm die beiden jungen Männer, die, wie er sich nicht nur einbildete, zu ihm herüberschauten, seit seiner Ankunft in Venedig schon mehrfach begegnet. In Verona nimmt er im tiefen Schatten der jenseitigen Hälfte der Arena zwei Gestalten wahr, bei denen es sich bei genauerem Hinsehen zweifellos, wie er sagt, um die beiden jungen Männer aus der Ferrovia handelte: Es kommt ihm so vor, aber sind die Augenpaare tatsächlich auf ihn gerichtet, sind die Augenpaare in Verona wirklich dieselben wie die in Venedig, wenn ja, auf welchem Weg sind sie von Venedig nach Verona gelangt, was haben sie vor mit ihm, handelt es sich bei den beiden um Furlan und Abel, das Mörderpaar der GRUPPE LUDWIG, ist er in Lebensgefahr, haben sie dann doch von ihm abgelassen, wie sonst konnte er ihnen entkommen?  

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