Konzentrat
Ist es der aufgeweichte, grundlose Boden, der die Schwindelgefühle hervorruft, oder sind es die Schwindelgefühle, die den Boden als bodenlos erscheinen lassen, gibt
uns das gänzlich in Fetzen aufgelöste Schuhwerk des Dichters einen Wink in dieser Frage? Man
ist daran gewöhnt, daß der Jäger Gracchus mit einer Barke in den Hafen von Riva
einfährt, wie aber, wenn nicht über ein unterirdisches Tunnelnetz, ist er nach Verona
gelangt, wo ihn zwei Männer in schwarzen Röcken mit silbernen Knöpfen aus einem
Hinterhaus unter einem blumengemusterten Tuch auf einer Bahre heraus tragen? Man
weiß nicht, zu welchem Zweck und auf welche Art San Giorgio, der zweite im
mythischen Duo, zum deutschen Konsulat in Mailand gelangt ist, als ein die Höhe
suchender Hochseilartist sicher nicht über ein unterirdisches Tunnelnetz. Auch
sein Lebensziel ist diametral anders, während Gracchus seit Jahrhunderten den
Unterweltfluß zum Tode sucht, vergewissert San Giorgio sich in der Gestalt des
Giorgio Santini eines weiteren Lebens. Und die Augenpaare? Zunächst findet
der Erzähler im Bahnhof Venedig zwei Augenpaare auf sich gerichtet. Es kommt ihm vor, als
seien ihm die beiden jungen Männer, die, wie er sich nicht nur einbildete, zu
ihm herüberschauten, seit seiner Ankunft in Venedig schon mehrfach begegnet. In
Verona nimmt er im tiefen Schatten der jenseitigen Hälfte der Arena zwei
Gestalten wahr, bei denen es sich bei genauerem Hinsehen zweifellos, wie er sagt, um die
beiden jungen Männer aus der Ferrovia handelte: Es kommt ihm so vor, aber sind die
Augenpaare tatsächlich auf ihn gerichtet, sind die Augenpaare in Verona wirklich
dieselben wie die in Venedig, wenn ja, auf welchem Weg sind sie von Venedig
nach Verona gelangt, was haben sie vor mit ihm, handelt es sich bei den beiden um Furlan und
Abel, das Mörderpaar der GRUPPE LUDWIG, ist er in Lebensgefahr, haben sie dann doch von ihm abgelassen, wie sonst
konnte er ihnen entkommen?
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