Sonntag, 3. Juli 2022

Jagdeifer

Verfall des Gartens
 

Der Jäger Gracchus  ist längst nicht mehr im Geschäft, seit Jahrhunderten fährt er vergeblich seinem Tod hinterdrein. Er wird abgelöst vom Jäger Hans Schlag, der den Tod auf kurzem Wege findet, nicht ganz auszuschließen, daß es sich beim Jäger Schlag um den heimlich verwandelten Gracchus handelt, der so auf Umwegen sein Ziel erreicht. Jedenfalls handelt es sich sowohl beim Gracchus  als auch beim Schlag um Einzelgänger, sie sind und waren nicht Mitglieder einer Jagdgemeinschaft, niemand begleitet den Gracchus in seiner Barke, im Wirtshaus sitzen die Bauern in großen Gruppen beisammen, der Jäger Schlag sitzt allein an seinem Tisch. Murau weiß demgegenüber von den sich feindlich gesonnenen Gruppen der Jäger auf der einen und der Gärtner auf der anderen Seite zu berichten, wobei die Gärtner den weitaus besseren Eindruck hinterlassen. Immer wieder hat sich ein Jäger umgebracht, erschossen natürlich, nie aber ein Gärtner. Die Jäger werden auch ohne Selbstmord nicht sehr alt, sie vertrotteln bald und versaufen sich. Die Gärtner sind dagegen immer uralt geworden. Nicht selten hat ein Gärtner das neunzigste Jahr erreicht, die Jäger treten meistens mit fünfzig ab, weil sie nicht mehr in der Lage sind ihren Dienst auszuüben. Sie zittern im Anschlag und bekommen schon mit vierzig Gleichgewichtsstörungen. Die Jäger waren schon immer Radaumacher und Aufwiegler. Paßte ihnen einer nicht, schossen sie ihn einfach bei nächster Gelegenheit ab und verantworteten sich vor Gericht damit, daß sie den Erschossenen für ein Stück Wild gehalten hätten. Es läßt sich beweisen, daß das Unglück der Welt zu einem Großteil auf die Jäger zurückzuführen ist. Im Garten Eden gab es keine Jäger wohl aber Gärtner, sonst hätte es nicht für längere Zeit ein Garten bleiben können, Jäger kamen erst später, nach dem Verfall des Gartens. Umstritten ist, wie lange die Gärtner den Garten Eden bewirkschaften konnten.

 

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