Morituri
In seinem neuen Buch, Annäherungen, vermittelt Uwe Schütte eine wirklich zu beherzigende Einsicht: Nicht der Holocaust, sondern der Tod des Großvaters ist für Sebald die seine Literatur auslösende Urerfahrung. Schütte hätte noch einen Schritt weitergehen können hin zum mit dem Tode des Großvaters verbundenen Innewerden der eigenen Sterblichkeit. Sebald verbirgt allerdings den eigenen Tod, Schütte schreibt: Retardierung, ein Komplement des wundersamen Gefühls der Levitation, vermag das Joch der Sterblichkeit von uns zu nehmen und zumindest vorübergehend das Mahlwerk der Zeit aufhalten. Retardierung und Levitation gehören als prominente Komponenten zum Stilideal des Dichters.
Sebald verbirgt die eigene Sterblichkeit im krassen Gegensatz zu Stachura, bei dem sie in keinem Satz übergangen wird. Die beiden Dichter sind so unterschiedlich wie nur möglich, und doch heimlich verbunden. Sebald strebt nach Kellers Vorbild den schönen Satz an und findet ihn mit traumwandlerischer Sicherheit, Stachura verabscheut nach seinen eigenen Worten den schönen Satz und praktiziert ihn nicht. Um eine gewisse Vorstellung zu vermitteln: In einzelnen Passagen erinnert er an Beckett. Im übrigen kann man in Deutschland oder auch in England über Stachura unbesorgt so viel schreiben wie man will, da Übersetzungen fehlen, ist die Zahl derer, die kompetent widersprechen könnten, niedrig. Immerhin gibt es Eintragungen bei Wikipedia in verschiedenen allgemein zugänglichen Sprachen, die unter anderem Stachuras Tod im Jahre 1979 ausweisen, ein Tod durch Selbstmord, da der Dichter den Tod nicht länger ertrug. Ein Selbstmord zudem in zwei Anläufen, ein erster weitgehend erfolgloser Anlauf, wie im Fall Bereyters mit Hilfe der Bahn, ein zweiter abschließend erfolgreicher Anlauf mit Hilfe des Stricks. Über die drei Monate zwischen den beiden Versuchen hat Stachura ein wirklich nahegehendes Tagebuch verfaßt, geschrieben mit der linken Hand, die rechte Hand hatte der Zug zertrümmert. Als er starb, war Stachura zweiundvierzig Jahre alt, deutlich jünger als Sebalds literarische Todeskandidaten.
In seinem neuen Buch, Annäherungen, vermittelt Uwe Schütte eine wirklich zu beherzigende Einsicht: Nicht der Holocaust, sondern der Tod des Großvaters ist für Sebald die seine Literatur auslösende Urerfahrung. Schütte hätte noch einen Schritt weitergehen können hin zum mit dem Tode des Großvaters verbundenen Innewerden der eigenen Sterblichkeit. Sebald verbirgt allerdings den eigenen Tod, Schütte schreibt: Retardierung, ein Komplement des wundersamen Gefühls der Levitation, vermag das Joch der Sterblichkeit von uns zu nehmen und zumindest vorübergehend das Mahlwerk der Zeit aufhalten. Retardierung und Levitation gehören als prominente Komponenten zum Stilideal des Dichters.
Sebald verbirgt die eigene Sterblichkeit im krassen Gegensatz zu Stachura, bei dem sie in keinem Satz übergangen wird. Die beiden Dichter sind so unterschiedlich wie nur möglich, und doch heimlich verbunden. Sebald strebt nach Kellers Vorbild den schönen Satz an und findet ihn mit traumwandlerischer Sicherheit, Stachura verabscheut nach seinen eigenen Worten den schönen Satz und praktiziert ihn nicht. Um eine gewisse Vorstellung zu vermitteln: In einzelnen Passagen erinnert er an Beckett. Im übrigen kann man in Deutschland oder auch in England über Stachura unbesorgt so viel schreiben wie man will, da Übersetzungen fehlen, ist die Zahl derer, die kompetent widersprechen könnten, niedrig. Immerhin gibt es Eintragungen bei Wikipedia in verschiedenen allgemein zugänglichen Sprachen, die unter anderem Stachuras Tod im Jahre 1979 ausweisen, ein Tod durch Selbstmord, da der Dichter den Tod nicht länger ertrug. Ein Selbstmord zudem in zwei Anläufen, ein erster weitgehend erfolgloser Anlauf, wie im Fall Bereyters mit Hilfe der Bahn, ein zweiter abschließend erfolgreicher Anlauf mit Hilfe des Stricks. Über die drei Monate zwischen den beiden Versuchen hat Stachura ein wirklich nahegehendes Tagebuch verfaßt, geschrieben mit der linken Hand, die rechte Hand hatte der Zug zertrümmert. Als er starb, war Stachura zweiundvierzig Jahre alt, deutlich jünger als Sebalds literarische Todeskandidaten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen