Wahl der Sprache
Den Weg ins professorale Lehramt hatte der Dichter sich vorwiegend über Schriftsteller geebnet, die ihm moralisch oder literarisch oder moralisch und literarisch mißfielen, Logis im Landhaus hat er nur literarischen Freunden gewährt, Autoren, die im literarischen Erzählwerk auftreten, Chateaubriand, Swinburne, Conrad, bleiben unbenotet. In der Prosa geht es immer um den Autor, sein Leben, weniger um sein Werk. Conrad erfährt dabei die ausführlichste Behandlung, sein Lebensverlauf wird geschildert, die Kindheit und Jugend als Józef Konrad Korzeniowski in Polen, der frühe Tod der Eltern, der rätselhafte Entschluß, Kapitän zu werden, die Zeit in Frankreich, die erste Zeit in England, einsam unter lauter Engländern und Engländerinnen, die ersten Seefahrten, schließlich die Bewerbung als Kapitän auf einem Flußdampfer auf dem Kongofluß. In verkürzter, gewohnt eleganter Form wird der erste Teil des ersten Kapitels von The Heart of Darkness paraphrasiert, zum zweiten und dritten Kapitel dringen wir nicht vor und zumal nicht zur Gestalt des Kurtz, der inzwischen den meisten als Marlon Brando aus Coppolas Filmadaption vertraut ist. Die Vita erfaßt nicht Conrads letzte Lebensphase, die des immer berühmter werdenden Autors. Die Frage, ob Sebald die meist im Zentrum der Romane stehenden vertrackten moralischen Konstellationen geschätzt hat, bleibt unbeantwortet, beeindruckt hat ihm in jedem Fall die Schilderung der Greueltaten im Kongo, deren Folgen noch heute in Belgien eine auffallende Verkrüppelung und Häßlichkeit der Bevölkerung erkennen läßt, wie man sie anderwärts nur selten antrifft.
Einsam unter lauter Engländern und Engländerinnen. Bertrand Russell berichtet nach einem Besuch beim von ihm bewunderten und inzwischen berühmten Conrad, er habe nichts Seemännisches oder Englischen an sich, spreche das Englische mit hartem slawischen Akzent und sei ein polnischer Aristokrat bis in die Fingerspitzen. Gleichwohl schreibt er seine zahlreichen Romane und Erzählungen allesamt in englischer Sprache. Obwohl polnischer Aristokrat, war ihm seine Kindheitssprache womöglich zu fern gerückt, das ihm von früh an vertraute Französisch war nicht die Sprache seiner aktuellen Umgebung. Ähnlich war Beckett nach der Übersiedlung zum Französischen gewechselt, zum Vorteil seiner Literatur, mag man urteilen. Auch Nabokow, den die Angelsachsen Sebald neben Conrad gern als verpaßtes Vorbild vorhalten, war in Amerika zum Englischen übergegangen, ohne den Vorrang des Russischen in Frage zu stellen. Das Deutsche hatte während des jahrelangen Aufenthalts in Berlin keinerlei Attraktion auf ihn ausgeübt. Deutsch, so schein es, ist eine Sprache, die man wegen der damit verbundenen Strapazen nicht gern erlernt, die man andererseits, wenn sie einem geschenkt wurde, verständlicher Weise auch nicht gern wieder herausrückt.
Den Weg ins professorale Lehramt hatte der Dichter sich vorwiegend über Schriftsteller geebnet, die ihm moralisch oder literarisch oder moralisch und literarisch mißfielen, Logis im Landhaus hat er nur literarischen Freunden gewährt, Autoren, die im literarischen Erzählwerk auftreten, Chateaubriand, Swinburne, Conrad, bleiben unbenotet. In der Prosa geht es immer um den Autor, sein Leben, weniger um sein Werk. Conrad erfährt dabei die ausführlichste Behandlung, sein Lebensverlauf wird geschildert, die Kindheit und Jugend als Józef Konrad Korzeniowski in Polen, der frühe Tod der Eltern, der rätselhafte Entschluß, Kapitän zu werden, die Zeit in Frankreich, die erste Zeit in England, einsam unter lauter Engländern und Engländerinnen, die ersten Seefahrten, schließlich die Bewerbung als Kapitän auf einem Flußdampfer auf dem Kongofluß. In verkürzter, gewohnt eleganter Form wird der erste Teil des ersten Kapitels von The Heart of Darkness paraphrasiert, zum zweiten und dritten Kapitel dringen wir nicht vor und zumal nicht zur Gestalt des Kurtz, der inzwischen den meisten als Marlon Brando aus Coppolas Filmadaption vertraut ist. Die Vita erfaßt nicht Conrads letzte Lebensphase, die des immer berühmter werdenden Autors. Die Frage, ob Sebald die meist im Zentrum der Romane stehenden vertrackten moralischen Konstellationen geschätzt hat, bleibt unbeantwortet, beeindruckt hat ihm in jedem Fall die Schilderung der Greueltaten im Kongo, deren Folgen noch heute in Belgien eine auffallende Verkrüppelung und Häßlichkeit der Bevölkerung erkennen läßt, wie man sie anderwärts nur selten antrifft.
Einsam unter lauter Engländern und Engländerinnen. Bertrand Russell berichtet nach einem Besuch beim von ihm bewunderten und inzwischen berühmten Conrad, er habe nichts Seemännisches oder Englischen an sich, spreche das Englische mit hartem slawischen Akzent und sei ein polnischer Aristokrat bis in die Fingerspitzen. Gleichwohl schreibt er seine zahlreichen Romane und Erzählungen allesamt in englischer Sprache. Obwohl polnischer Aristokrat, war ihm seine Kindheitssprache womöglich zu fern gerückt, das ihm von früh an vertraute Französisch war nicht die Sprache seiner aktuellen Umgebung. Ähnlich war Beckett nach der Übersiedlung zum Französischen gewechselt, zum Vorteil seiner Literatur, mag man urteilen. Auch Nabokow, den die Angelsachsen Sebald neben Conrad gern als verpaßtes Vorbild vorhalten, war in Amerika zum Englischen übergegangen, ohne den Vorrang des Russischen in Frage zu stellen. Das Deutsche hatte während des jahrelangen Aufenthalts in Berlin keinerlei Attraktion auf ihn ausgeübt. Deutsch, so schein es, ist eine Sprache, die man wegen der damit verbundenen Strapazen nicht gern erlernt, die man andererseits, wenn sie einem geschenkt wurde, verständlicher Weise auch nicht gern wieder herausrückt.
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