Donnerstag, 12. September 2019

Alpensakko

Seit an Seit


Literaturfreunde rätseln noch heute, was den Minister Piffl-Perčević an Bernhards Ansprache anläßlich der Verleihung des Staatspreises so verstört hatte, das er aus dem Saal gestürmt war, handelte es sich bei der Ansprache doch um eine metaphysische Wort- und Satzattacke, der eine Aussage nicht zu entnehmen war, es sei denn die, daß der Tod unwiderruflich ist. Aber vielleicht hatte gerade das Piffl-Perčević überwältigt und aus der Fassung gebracht, weil er aus eigener Kraft bislang so weit nicht hatte denken können. Die Verleihung des Staatspreises an Houellebecq jetzt ist ohne Eklat verlaufen, anschließend hat der Franzose gekleidet in ein Alpensakko den Vierkanthof in Ohlsdorf besucht, um Bernhard seine Reverenz zu erweisen. Wollte man Houellebecq in Deutschland einen ähnlichen Preis verleihen, könnte er das Alpensakko ein zweites Mal nutzen, um auch dem toten Dichter in W. seine Reverenz zu erweisen. Sebald hat aus seiner Vorliebe für Bernhard nie ein Hehl gemacht, seine Figur Le Strange könnte gut Seit an Seit mit Houellebecqs Figur Jed Martin gelebt haben, über den Gartenzaun hinweg hätten die beiden dann und wann freundliche Worte ausgetauscht, es hätte ihnen gutgetan.


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