Mittwoch, 15. Dezember 2021
Zwei Raucher, zwei Dichter
Freitag, 10. Dezember 2021
Schlaf und Erwachen
Dienstag, 7. Dezember 2021
Überdruß
Verschwinden im Schnee
Nach Verlesung der Anklageschrift gefragt, ob er sich schuldig bekenne, antwortete der Angeklagte, er könne sich leider noch nicht entscheiden. Der Angeklagte in Nossacks wohl gelungensten Roman Unmögliche Beweisaufnahme hatte ähnlich zurückgezogen gelebt wie Le Strange, die Gesprächsdichte zwischen ihm und seiner Frau ging offenbar kaum über die zwischen Le Strange und Florence Barnes hinaus. Auch auf dem fraglichen gemeinsamen Spaziergang am Abend des Verschwindens der Frau haben sie so gut wie nicht miteinander gesprochen, aber stumm, so der Angeklagte, waren die miteinander vertraut. Nossack erzählt oft von Leuten, die, mit seinen Worten, nicht richtig dazugehören, der Angeklagte der Unmöglichen Beweisaufnahme kommt in seiner Abwendung von der sogenannten Normalität des Lebens Le Strange nahe. Während aber Le Strange unbehelligt in seiner gewählten Kartause verweilt, wird der Protagonist der Unmöglichen Beweisaufnahme vor Gericht und also unter Menschen gebracht. Zwischen den beiden Parteien, den Juristen und dem Angeklagten, besteht, obwohl beide Seiten sich alle Mühe geben, ein wechselseitiges Unverständnis. Konfrontiert mit dem üblichen Annahmen reagiert der Angeklagte völlig desorientiert. Er kann nur immer wiederholen, seine Frau und er hätten sich in der fraglichen Nacht im Schneetreiben verloren. Dementgegen bestätigt der Wetterdienst, es sei kein Schnee gefallen an diesem Abend. Auf der Grundlage einer Spielart der Quantentheorie ist beiden Recht zu geben, dem Wetteramt und dem Angeklagten, es hat geschneit und es hat nicht geschneit, fasziniert und hilflos sehen wir mit eigenen Augen, wie die Frau im Schneegestöber verschwindet. Der im Zusammenhang damit nicht weiter bedeutsame Gerichtsbeschluß bleibt uns vorbehalten, das Protokoll bricht ab, mitten auf der Seite, mitten im Satz.