Montag, 28. April 2014

Spiegel der Lyrik

Doppelter Blick


Falls richtig gezählt, enthält der Band Über das Land und über das Wasser 62 Gedichte verteilt auf drei Kapitel: Schullatein, Über das Land und über das Wasser und Das vorvergangene Jahr. Von den 46 Gedichten der beiden ersten Kapitel sind 6 Gedichte mit dem Thema des Reisens, des Fahren und Übernachtens beschäftigt, von den 16 Gedichten des dritten Kapitels 12. Die Gedichte aus dem vorvergangenen Jahr wurden überwiegend wohl parallel zur Prosaproduktion verfaßt, einige der Gedichtsszenen kehren unmittelbar in der Prosa wieder. Ausgenommen sind unter anderem Reisen und Aufenthalte in Deutschland, daß Selysses norddeutsche Städte wie Bremerhaven oder Wolfenbüttel überhaupt kennt, verwundert den Leser der Prosa. Abgesehen davon aber legt der Gedichtband gleichsam das Skelett der Prosa frei.



Donnerstag, 24. April 2014

Von weit oben

In seltsamer Neigung

Ich war auf die oberste Galerie hinaufgestiegen, und nahm von dort aus das vom Dunst über der Stadt verdüsterte Panorama in Augenschein. Ein starker Wind erhob sich, und ich mußte mich einhalten, um hinabschauen zu können, wo die Menschen sich in seltsamer Neigung über den Platz bewegten, als stürze ein jeder von ihnen seinem Ende entgegen. Den einmal eingenommenen Platz konnte ich nicht wieder verlassen. Der Wind schwächte sich ab, Sonne kam auf. Die Sonne ging unter und dann, nach ihrer Gewohnheit, wieder auf. Zu keiner Zeit war der Platz menschenleer. Einige der Passanten waren mir bald vertraut, und ich gab ihnen Namen. Oft sah ich Cora in Begleitung von Neal, Isabel begleitet von Ray. Eines Tages erschien dann Isabel am Arm von Neal, und am selben Abend ging Cora allein über den Platz. Tags darauf sieht man Cora mit jemandem sprechen, der zuvor noch nie auf dem Platz war. Ein rätselhaftes Paket, das lange in einem Hauseingang gelegen hatte, war plötzlich verschwunden. Maybe Neal picked it up and brought it back to where it belonged, but that is not easy to imagine. At any rate, all I have to do is watch and be happy - nothing required of me, after all.

In etwa so, gefangen in der Höhe oder in der Ferne, muß Alice Munro wohl ihre beklemmenden Geschichten schreiben, ohne Möglichkeit einer weiteren Annäherung an ihre Figuren, ohne Möglichkeit, sie zu verstehen, sich bei ihnen einzuschmeicheln oder sie zu tadeln, ohne sie beschützen zu können, wie sie gern möchte. Wie könnte der Leser, wenn er den Platz betritt, noch hoffen, ihm könne es anders ergehen.

Dienstag, 22. April 2014

Gartentor

Muß i denn

Thomas Glavinic zitiert in einem Nachruf auf García Márquez eine tadelnde Bemerkung Thomas Bernhards: die deutschsprachigen Schriftsteller bräuchten immer fünfzig Seiten, bis der Held zur Gartentür hinaus ist. Ganz anders, so Glavinic, sei es bei Márquez, da gebe es kein Gartentor, da sei sofort alles da, Stimmung, Licht, Farbe, Handlung, Tiefe, Poesie, Spannung. So gerne man dem beipflichten will, so wenig ist doch klar, worin die Schuld des inkriminierten Gartentors bestehen soll. Es hat nicht lange gedauert, bis Adam und Eva, beispielgebend, zum Gartentor hinaus waren, ließe sich anführen, andererseits aber benötigt Rudolf, der Protagonist in Bernhards eigenem Roman Beton, sage und schreibe hundertundsiebzig von insgesamt nur zweihundertundzwölf Seiten, bis er zu Peiskam endlich beim Gartentor hinaus und, als schon keiner mehr damit rechnet, auf dem Weg nach Palma de Mallorca ist. Von Dostojewskis voluminösen Roman Biesy ist bereits gut ein Drittel verbraucht, als wir an einer Stelle von zentraler Wichtigkeit lesen: Obojdja iswilistymi doroschkami..., also ungefähr so: Auf verschlungenen Wegen durcheilten beide den ihnen bestens bekannten Garten, bis sie endlich an die steinerne Gartenmauer kamen, um dort, unmittelbar an der Ecke, auf ein kleines Türchen zu stoßen, das hinausführte auf eine enge und dunkle Gasse. Die Tür war fast immer verschlossen, aber Aleksej Jegorowitsch hielt den Schlüssel in der Hand &c., die unheilvolle Nacht nimmt in zwei Kapiteln ihren Lauf mit all den bekannten schrecklichen Folgen. - Soweit feststellbar, hat sich Kritik an Dostojewskis Buch nie in spezifischer Weise gegen das Gartentor und sein spätes Auftauchen gerichtet.

Schauen wir nun auf das Beispiel Sebalds, so stellen wir mit einiger Verwunderung fest, daß er sich Bernhards Tadel sehr zu Herzen genommen hat und das daraus abzuleitende Gebot vorbildlich und mit einem gewissen Übereifer befolgt. Gleich zu Beginn von All'estero lesen wir, Selysses verbringe seine Tage daheim gewohnheitsmäßig mit Schreib- und Gartenarbeit, zum Gartentor aber ist er, als wir dies vernehmen, längst hinaus und bereits, weit entfernt von seinem Garten, in Wien. Das Gartentor wurde also noch vor Beginn der Erzählung passiert, besser geht es nicht, selbst García Márquez kann das allenfalls egalisieren.
 
Einem Gartentor kann man sich von zwei Seiten nähern, um den Garten zu verlassen oder um den Garten zu betreten, zum Tor hinaus, zum Tor hinein. In Verona angekommen, geht Selysses, einer alten Gewohnheit gemäß, sogleich in den Giardino Giusti. Das Tor zu diesem prachtvollen Garten wird in der Prosa nicht erwähnt, allerdings ist es auf einer beigegebenen Photographie zu sehen, und das ebenfalls abgelichtete Eintrittsbillet versichert zudem, daß der Dichter das Tor durchmessen hat: alles in allem ein geschickter Schachzug, um zu verhindern, er könne auf der sprachlichen Ebene, und allein um die geht es, zu spät an das Tor geraten und so gegen das Bernhardverdikt verstoßen; ein geschickter aber überflüssiger Schachzug: da die Gartenszene mit Ein- und Austritt insgesamt nur zwei Buchseiten beansprucht, sind die gefährlichen fünfzig Seiten ohnehin in weiter Ferne. In den weiteren Werken verschweigt Selysses einfach den Umstand, daß er erst zum Gartentor hinaus mußte, um, mit der Bahn oder mit dem Flugzeug, hierhin oder dorthin zu reisen. Dr. Selwyns Garten, den Selysses in Begleitung seiner Frau Clara gleich zu Anfang der Erzählung betritt, scheint nach allen Seiten offen und torlos zu sein und wäre insofern nicht einschlägig. Die Abbildung noch eines weiteren Gartentors, könnte man meinen, erscheint im Werk, Mme Aquavivas aber klärt uns auf, es handele um die porte de la cour de l'ancienne école in Porto Vecchio. Ist diese Auskunft aber zuverlässig, hat Mme Aquavivas sich vielleicht von äußerlichen Ähnlichkeiten und inneren Bildern irreführen lassen? Und wenn es die Schule ist, umfaßt sie nicht auch die École maternelle, zu deutsch Kindergarten? Gefahr droht jedenfalls nicht, auch hier umfaßt die ganze Erzählung nicht mehr als zwei, die Abbildung mitgezählt drei Seiten.

Bernhards Tadel lautet reformuliert als Gebot: Nähere dich einem Gartentor zügig oder gar nicht. Wenn Sebald das Gebot in aller Strenge beachtet, wird es dadurch rational oder poetologisch nicht transparenter. Es ähnelt einem Willkürgebot archaischer Religiosität wie die Einzelheiten koscherer Nahrung. Nicht auszuschließen ist aber, daß die Schönheit durch Willkür in die Welt kommt. Was ist der magische Realismus, um auf García Márquez zurückzukommen, anderes als magische Willkür. Eine der Ausgaben von Cien años de soledad bildet auf dem Umschlag ein Gartentor ab, an welcher Stelle erscheint es im Text? Bewundern müssen wir in jedem Fall Bernhard, der, kaum daß er das Gebot erlassen hat, es auch schon mit souveräner Willkür mißachtet.

Donnerstag, 17. April 2014

Organisationssoziologie

Freie und Gleiche

An einer Stelle seines Werkes macht Luhmann aufmerksam auf die erstaunliche Leistung von Organisationen, größere Mengen von Menschen auf engem Raum weitgehend konfliktlos beisammen zu halten. Zentraler noch ist die Feststellung, wonach die moderne Gesellschaft ohne Organisationen nicht denkbar, die Gesellschaft selbst aber keine Organisation ist. Ohne sonderlich bekannt zu sein, scheinen diese beiden Ansätze die dominierende Utopie dieser Tage zu beflügeln. Danach verwandelt sich die Weltgesellschaft für einen historischen Augenblick in eine riesige, übergreifende Organisation - auf die UNO richten sich große Hoffnungen - die, sobald sie die friedenstiftende Wirkung in ihrem Inneren uneingeschränkt zur Entfaltung gebracht hat, schwindet und eine nicht nur organisations-, sondern auch gesellschaftsfreie, windkraftgetriebene Assoziation Freier und Gleicher in die Natur entläßt. Schon Marx’ Gedanken gingen, abgesehen von der Windkraft, in eine ähnliche Richtung. Luhmanns Soziologie gibt diese günstige Zukunftsaussicht nicht her, und auch Sebalds dichterische Erwägungen folgen einer anderen, wenn auch auf eine dunkle Art ähnlichen Melodie.
 Ungeachtet der von der Wissenschaft bescheinigten mildernden Wirkung auf das Zusammenleben der Menschen sind Organisationen bei den Dichtern nicht beliebt, man denke nur an Kafka. Das alltägliche Betreten der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen hat ihm keine Freude bereitet, und für seinen Helden K. verläuft die Begegnung mit Organisationen verschiedener Art katastrophal. Selysses scheint, so wie wir ihn erleben, in keine Organisationen eingebunden, und seine Wanderbewegungen scheinen nicht zuletzt darauf angelegt, den Kontakt mit Organisationen zu vermeiden. Bürogebäude, Zitadellen der organisierten Menschheit, werden von Selysses so gut wie nie betreten, womöglich traut er dem Friedensversprechen nicht. An den Bürotürmen der Docklands führt der Weg nur vorbei und dann durch einen Fußgängertunnel und den Park von Greenwich zum königlichen Observatorium, in dem sich kaum ein Besucher fand. Nur ein weitgereister Japaner erscheint lautlos und unversehens auf der Schwelle. Wenn man es recht bedenkt, waren zahlreiche Organisationen beschäftigt, den einsamen Mann bis hierher zu bringen, das Foreign Office für das Visum, die Fluggesellschaft, die Flughafenhafengesellschaft, die Zollbehörde, Banken. Bevor sich diese Überlegungen noch abschließen lassen, ist der Japaner schon wieder verschwunden. Auch von dem organisatorischen Hintergrund der Ausstellung ist unmittelbar nichts zu spüren, die Dinge in den Vitrinen, kunstreiche Beobachtungs- und Meßgeräte, Quadranten und Sextanten, Chronometer und Regulatoren, führen, wie es scheint, ein eigenmächtiges, selbstbestimmtes Dasein. Austerlitz und Selysses studieren die Geräte, jeder für sich, über Stunden hin. Gesellschaft, die, verlassen wir uns weiter auf Luhmann, ausschließlich aus Kommunikation besteht und nicht etwa, einem ebenso verwunderlichen wie verbreiteten Irrtum entsprechend, aus Menschen, kommt so gut wie zum Erliegen. Zwei Menschen, mit dem Rücken zueinander, ohne Blickwechsel, ganz dem eigenen Erleben hingegeben, da brennt nur noch die kleinste Stichflamme, die dem völligen und endgültigen Erlöschen vorbeugen soll.
Selysses sucht die aktionsbereiten Sitze von Firmen, Banken oder Verwaltungsstellen nach Möglichkeit zu meiden. Als er in Italien nicht umhinkommt, wegen des verlorenen Paßes die Polizeistation und später das Konsulat aufzusuchen, entfaltet er magische Kräfte und verwandelt den ersten Besuch in ein Hochzeitsfest, den zweiten in eine Begegnung mit dem heiligen Georg als Hochseilartist. Faszinierend sind für ihn dagegen leerstehende und aufgegebene Gebäude großer Organisationen. In Manchester sind es die geräumten und aufgelassenen Gebäude der Firmen und Produktionsstätten. Man konnte vorausblicken auf die ungefähr eine Meile noch entfernte, hauptsächlich aus riesigen viktorianischen Büro- und Lagerhäusern zusammengesetzte, nach wie vor ungeheuer gewaltig wirkende, in Wahrheit aber beinahe restlos ausgehöhlte Wunderstadt aus dem letzten Jahrhundert. Als wir hineinfuhren in die dunklen Schluchten zwischen den meist sechs- bis achtstöckigen, aus Backstein aufgeführten und zum Teil mit glasierten Keramikplatten kunstvoll verkleideten Gebäuden, war nirgends ein Mensch zu sehen. Im Brüsseler Justizpalast konnte man viele Stunden lang wie in einem steinernen Gebirge durch die Säulenwälder irren, vorbei an kolossalen Statuen, treppauf und treppab, ohne je von einem Menschen nach seinem Begehr gefragt zu werden. In leerstehenden Kammern und abgelegenen Korridoren richteten sich immer wieder kleine Geschäfte ein, etwa ein Tabakhandel oder ein Wettbüro, ohne in den Blick der Gewerbeaufsicht zu geraten oder der Steuerbehörde. Die Sanatoriumsanlage in Ithaca erreicht Selysses erst, als sie längst verlassen ist und droht, zu Staub zu verfallen. Auf den Bahnhöfen, auffällige Knotenpunkte immenser Organisationsnetze, sind kaum Offizielle anzutreffen. Beim Zug im Prager Bahnhof, bei dem es scheint, als sei er, nachdem er unendlich langsam angerückt war, nicht eigentlich weggefahren, sondern bloß, in einer Art Täuschungsmanöver, ein Stück aus der überglasten Halle herausgerollt und dort, noch nicht einmal in halber Ferne, versunken, ist nicht ersichtlich, daß von zuständiger Seite die Fahrerlaubnis erteilt worden war. Auf dem Londoner Bahnhof läßt sich vom Management nur der Inder mit der Pappschachtel und dem Feger blicken, sein Handeln im offiziellen Auftrag ist nicht verbürgt, ebensowenig wie bei der schwarzen Frau in der Londoner U-Bahnstation oder bei den zwei winzigen Spinnenmenschen im Pariser Austerlitzbahnhof. Möglicherweise sind sie mit Reparaturen beschäftigt, möglicherweise auch handelt es sich um Geenpeaceaktivisten, die gleich eine Leinwand zum Wohle der Umwelt werden abrollen lassen. In Venedig lagert unbehelligt vom beamteten Personal, in der Bahnhofshalle hingestreckt wie von schweren Krankheit ein wahres Heer von Reisenden in ihren Schlafsäcken auf Strohmatten oder auf dem nackten Steinboden. Auch draußen auf dem Vorplatz lagen ungezählte Männer und Frauen, in Gruppen, paarweise oder allein auf den Stufen und überall ringsherum. Wider Erwarten erhob sich der eine oder andere und wanderte herum zwischen den noch an der Erde liegenden Brüdern und Schwestern, als müßte er sich einüben in die Mühseligkeiten der nächsten Etappe einer endlosen Reise. Das ist wohl ein früher Ausblick auf das Reich der Freien und Gleichen, deren gesellschaftliche Struktur sich der archaischen der Wüstenmenschen wieder annähert, die, in kleineren Scharen freilich, frei von Sorgen, wenn auch nicht von den Mühen der Reise, immer wieder mit ihren Karawanen durch Sebalds Prosa ziehen.
Immer wieder auch stößt Selysses auf Fragmente oder vergessene Außenposten großer Organisationen. Jetzt also stand er auf dem Trottoir vor dem Eingang zu der fraglichen Station, an der er nie jemanden hatte ein- oder aussteigen sehen, und brauchte, um sich die Mühe des letzten Wegstücks zu ersparen, bloß einzutreten in die dunkle Vorhalle, in der außer einer sehr schwarzen, in einer Art Schalterhäuschen sitzenden Negerfrau nicht ein lebendiges Wesen zu sehen war. Ist die Station noch Teil des Verkehrsnetzes, oder gehört sie schon zu einem anderen Reich, steht die Negerfrau noch auf der Gehaltsliste der Verkehrsbetriebe, oder wird sie von anderer Seite auf geheimnisvolle Weise alimentiert. Wie ist es mit der Mesnerin von Sant' Anatsasia, bei der der Verdacht besteht, daß sie in ihrem Verschlag nicht nur tagsüber die Zeit verbringt, sondern buchstäblich wohnt, was mit der Pförtnerin im Giardino Giusti, die Selysses aus ihrem dunklen Gehäuse heraus zunickt, was mit den hinter ihren Tresen versteckten Rezeptionistinnen in den Museen: sind sie noch eingebunden in ein Organisationsgefüge oder betreiben sie, wie die Händler im Justizpalast, ihr Geschäft auf eigene Faust? Mit Garrad, Farrar, Malachi und Altamura, bei denen wir ein einsiedlerhaftes Dasein, wenn auch weniger strenger Observanz als im Fall des Majors Le Strange sehen oder annehmen, verkehrt Selysses der emanzipatorischen Zielvorstellung entsprechend als Freier und Gleicher unter Freien und Gleichen. Zu diesen Privateremiten sind die Organisationseremiten in ihren dunklen Gehäusen und Verschlägen hinzuzuzählen, die, nach allem, was man sieht, auch kaum anderen Umgang haben als den mit Selysses.
Erneut Rat beim Theoretiker suchend, erinnern wir uns, daß der Mensch der Gesellschaft äußerlich ist, gleichzeitig aber ihr mit Vorsprung wichtigster Umweltfaktor, ohne den, wie jeder auch theoriefrei weiß, Gesellschaft nicht sein kann. Das Umgekehrte, Mensch ohne Gesellschaft, scheint auf den ersten Blick nicht ganz so unmöglich. Unbestritten soll zugleich bleiben, daß es nicht gut ist für den Menschen, allein zu sein, und unbestritten wären wir alle gern befreit von der Last der anderen in den Augenblicken, wo sie nicht unsere Lust ist. Wünschen aber hilft schon lange nicht mehr, und von Organisationen sollte nur das erwartet werden, was sie leisten können. Selysses bekennt sich zu einer durchaus realistischen Einsicht: Wenn Gesellschaft schwinden soll zugunsten eines Reiches der Freien und Gleichen, so nur um den Preis, daß die Menschheit schwindet, sieben oder zehn Milliarden gesellschaftslose Freie und Gleiche sind ein Unding. Immer wieder, und nicht nur vom Flugzeug aus, erscheint vor den Augen des Wanderers eine leere, vom Menschen befreite Welt. Für den Augenblick ist er der letzte Gesellschafter der Eremiten. Nachfahren sind nirgends in Sicht, das Modell hat keine Zukunft und soll es auch nicht haben. Es ist eine dunkle Utopie, Menschendämmerung, die allerdings ihr vorausberechnetes Ende im Jahre 2013 bereits überdauert hat, kleinere Unebenheiten in der Kalkulation lassen sich nie ganz ausschließen.

Freitag, 11. April 2014

Schiphol

The Enigma of Departure

Wer die Schwindel.Gefühle als Buch der Zugfahrten und Austerlitz als Buch der Bahnhöfe liest, hat die Bücher nicht hinreichend verstanden aber auch nicht mißverstanden. Ein Buch der Luftfahrt oder der Flughäfen ist in Sebalds Werk nicht zu finden. Man stößt auf Enthusiasten des Fliegens, aber die starten mit ihren Cessnas von kleinen Flugfeldern aus. Austerlitz sucht die Bahnhöfe in London und Paris nicht nur im Rahmen konkreter Reiseabsichten auf, einen vergleichbaren Flughafenbegeher interesselosen Wohlgefallens findet man nicht. Bahnhöfe sind für Ankommende, Abreisende und Verweilende mehr oder weniger gleich, Flughäfen für Ab- und Einfliegende sehr unterschiedlich.
Vom Flughafen Newark bin ich also in Richtung Lakehurst gefahren: Abflug in Richtung USA, Flug und Ankunft sind übergangen, erst außerhalb des Flughafengeländes schaut Selysses sich um und sieht, als einzigen Eindruck vom Fliegen, über einem aufgeworfenen wahren Riesengebirge von Müll einen Jumbo wie ein Untier aus ferner Vorzeit schwerfällig in die Luft sich erheben. Viele Jahre zuvor war er, von Kloten her kommend, im Manchester sozusagen in Ungnade aus dem Flughafen entlassen worden. Die Beamten, die im Ausgang der Nacht begreiflicherweise an Langeweile litten, widmeten sich seiner Person mit einer ans Überwirkliche grenzenden Geduld und Genauigkeit. Es war bereits fünf Uhr, als er endlich ein Taxi bestieg.

Den einzigen Aufenthalt im Departurebereich erleben wir in Schiphol, er ist sowohl in der Lyrik als auch in der Prosa in Szene gesetzt. In der Nacht auf Allerseelen im Flughafen von Schiphol: Schon als Kind war Selysses nichts sinnvoller erschienen als Allerheiligen und Allerseelen, die beiden Tage der Erinnerung an die Leiden der armen Seelen, an denen die dunklen Gestalten der Dorfbewohner seltsam gebeugt im Nebel herumgingen, als seien ihnen die Wohnungen aufgekündigt worden. Wir müssen also damit rechnen, daß wir uns in Schiphol erneut, wie schon in einem anderen Gedicht, in einer Grenzstation von Leben und Tod befinden. Die Reisenden sitzen mit neonblauen Gesichtern auf den Bänken und bald schon liegen sie in blaue Decken gehüllt da und schlafen, schlafen sie nur? Der Flugverkehr kommt zum Erliegen, die Maschinen mit ihren riesigen Leiber und Ruderflossen liegen vertäut an den Quais. Für Flugbewegungen sorgen allein noch die Spatzen, die durch die Halle schwirren. Sie ratschen laut untereinander, als sei ihnen irgend etwas nicht recht, was das sein könnte, darüber kann man sich lange Gedanken machen. Der Sprecher, der uns belehren könnte, ist nicht zu sehen, das lyrische Ich ist nicht vorhanden.

Das ändert sich grundlegend in der Prosaversion. Wir folgen Selysses, und der erlebt die Glamourwelt der Abflughalle, die er nicht mit denkbaren Vokabeln aus dem sogenannten kritischen Arsenal belegt wie Fetisch, Warenwelt oder Verdinglichung, sondern vorgeblich für bare Münze nimmt und, halb im Scherz und halb im Ernst, in einem Spiel mit dem Jenseits metaphysisch überhöht. Es ist, als befände man sich schon ein Stück jenseits der irdischen Welt. Langsam wandeln die Fluggäste durch die Hallen oder schweben, still auf den Rolltreppen stehend, ihren verschiedenen Bestimmungsorten in den Höhen, wohl die Erretteten, und Untergründen, wohl die Verdammten, entgegen. Ab und zu wird jemand von den offenbar körperlosen, engelsgleich ihre Botschaften intonierenden Stimmen der Ansagerinnen aufgerufen. Über kurz oder lang würde die Reihe an jedem der hier Versammelten sein. Tatsächlich ist die Reihe dann auch an dem in Schlaf gefallenen Selysses, aber doch auf eine recht irdische, geschäftsmäßige Art: immediate boarding at Gate C4 please.

Sebalds Prosa besteht weithin aus einer im Erzählvorgang verflüssigten Abfolge lyrischer Momente, wie sie in den einzelnen Gedichten eingefroren sind. Am Abend vor dem Abflug hatte Selysses vom Hotel aus ein Entenpaar gesehen im Schutz einer Trauerweide reglos auf der von grasgrüner Grütze überzogenen Fläche des Wassers. Mit vollkommener Klarheit war dieses Bild auf einen Sekundenbruchteil aufgetaucht aus der Dunkelheit: ein Bild wie geschaffen daraus ein Gedicht zu machen. Die Spatzen, die im zweiten Teil des Gedichtes das Regiment übernehmen und an die Stelle der Menschen und Flugzeuge treten, müssen in dem in der Prosa herrschenden Glanz der Abflughalle weichen, vom Flugzeug aber sieht Selysses dann herab auf eine menschenleere Welt. Ich sah den Schatten unseres Flugzeugs drunten eilends dahinlaufen über Hecken und Zäune, Pappelreihen und Kanäle. Ein Traktor kroch, wie nach der Richtschnur quer über einen bereits abgeernteten Acker. Nirgends aber sah man auch nur einen einzigen Menschen.

Drei Vorwürfe für drei mögliche Gedichte aneinandergereiht, die aber erst in der Reflexion als solche erscheinen. Es ist die Eigenart der Sebaldschen Prosa, daß sie die basale Bewegung des Erzählens durch die Wander- und Reisebewegung des Selysses verstärkt, darüber hinaus an Handlung oder gar Romanintrige wenig hinzufügt. Im Gedicht scheint es nicht so, als könne Allerseelen zu Ende gehen, als könne der Flughafen wieder erwachen, als könne es weitergehen. Weitergehen ist aber das Prinzip der Prosa, und die Vergangenheitsformen der Zeitwörter versichern uns zudem, daß es seither längst schon weitergegangen ist. Selysses schaut mit unverkennbarer Belustigung zurück auf sich selbst und sein Erleben. In der Prosa reicht sein Blick nicht weniger tief als im Gedicht und doch bleibt er flüchtig, insistiert nicht auf dem Augenblick, der nächste Augenblick wartet schon, wenn man so sagen darf.
Aus einem konventionellen Roman: In einer viereckigen Einsenkung des Bodens standen hier die Stachelbeerbüsche, Johannisbeerbüsche, Himbeerbüsche und einige Obstbäume, prall schien die Mittagssonne auf sie nieder, es duftete nach heißen Blättern und heißen Früchten. - Der Leser läßt die Abschweifung über sich ergehen, er weiß, eher über kurz als über lang wird der Autor sich wieder den handelnden Personen zuwenden, und es geht weiter mit den Geschehnissen und Verwicklungen. Bei Sebald geht es in diesem Sinne nicht weiter, der Dichter kommt nicht zur Sache, wie ein Kritiker beklagt hat. Ein Gedicht und ein üblicher Handlungsroman stehen weitgehend beziehungslos nebeneinander, eine Prosa wie diejenige Sebalds macht die Entfernung zwischen Lyrik und Prosa überhaupt erst erfaßbar.

Dienstag, 8. April 2014

Inselleben

Narrenschiff

Die gargantueske Zahl von zwanzigtausend auf Ynys Enlli zur Ruhe gebetteten Heiligen erlaubte es für einen scherzhaften Moment, Bücher von Sebald und Fflur Dafydd gleichzeitig ins Auge zu fassen, eine besondere Nähe zwischen den beiden Autoren besteht nicht. Dafydds Buch ist ganz vom Motiv der Insel bestimmt, ein Motiv, das bei Sebald weitgehend fehlt, Insel verstanden im Sinne eines kleinen Eilands, auf dem man das Meer an keinem Ort für keinen Augenblick vergessen kann, ynys gyfrinachol yng nghanol y mor, also nicht Nowaja Zemlja oder Ynys Prydain und auch nicht Korsika. Entgegen den eingeschlagenen Wegen der Literaturwissenschaft sind Unähnlichkeiten aber nicht weniger aufschlußreich als Ähnlichkeiten, so daß wir ungeniert fortfahren können.

Als Metapher kommen dem Leser der Bücher Sebalds Insel und Eiland leicht in den Sinn, führen doch die zurückgezogenen Helden wie Le Strange, Garrad oder Aurach ein ganz und gar insulares Leben. Niemand ist eine Insel, no man is an iland, beides gilt für sie allenfalls eingeschränkt. In einem Fall wird die Metapher real eingelöst, und die beabsichtigte, allerdings mißlingende Einsiedlung findet auf einem kleinen Eiland, der Peterinsel im Bieler See statt. Eine in einem Binnensee gelagerte Insel ist naturgemäß nicht das gleiche wie eine vom Meer umtoste, wenn Selysses aber, indem er seinem auf einem weißem Feldweg sich entfernenden Begleiter nachschaut, an einen Seefahrer denkt, den es nach vielen Jahren auf den Weltmeeren auf ein ihn fremdes festes Land verschlagen habe, so weht gleichwohl auch hier eine ozeanische Brise. Mit Einsiedlerabsichten trägt sich weniger Selysses als, lange vor ihm, Jean-Jaques Rousseau. Den Rest seines Lebens könne er hier verbringen, ohne sich je zu langweilen. Den Beweis für diese, angesichts seines Temperaments mutige Aussage muß er nicht antreten, denn nach wenigen Wochen schon wird er von seinen Feinden auch aus dieser Zuflucht vertrieben. Wenn der Urheber bürgerlicher Gefühlswallungen sich, wie er schreibt, im Kahne ausstreckt, zum Himmel emporschaut und sich langsam vom Wasser abtreiben läßt, oft mehrere Stunden lang, so sieht Sloterdijk darin eine philosophische und kulturhistorische Zeitenwende in Europa eingeläutet, weg vom Streß und hin zur Freiheit, ein Umschwung, von dem allerdings die wenigsten etwas spüren. Auch Selysses sieht diesen epochalen Bruch nicht und hegt im Stillen den Verdacht, von den genannten mehreren Stunden habe der weitaus größere Teil wohl dazu gedient, die in wenigen Minuten gewonnenen Eindrücke schriftlich zu fixieren. Als Robinson auf der Insel hätte Rousseau in jedem Fall zahllose für seine Belehrungen offene Freitage in der Gestalt von Lesern auf dem Festland benötigt, und die hatte er auch.
Zwanzigtausend Heilige auf einem Areal von knapp zwei Quadratmeilen bieten, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, ohnehin kein Bild der Zurückgezogenheit. Zwar ist in der aktuellen Belegschaft von Ynys Enlli eine Einsiedlernonne, a hermit nun, vertreten, das Sebaldmotiv klingt an, in der Hauptsache aber geht es um das Miteinanderauskommen einiger mehr oder weniger für eine kürzere Dauer zufällig auf engem Areal zusammengewürfelter Menschen. Das Motiv der kleinen Insel ähnelt insofern dem des Passagierschiffes auf hoher See, wie wir es etwa in Katherine Anne Porters Remake des Narrenschiffes antreffen oder in Cortázar Los premios. Was ist ein Oceanliner anderes als eine bewegliche Insel. Mererid, die Hauptperson in Dafydds Roman, ist als writer-in residence auf der Grundlage einer Preisverleihung zeitweilige Inselbewohnerin, Cortázars Passagiere haben ihr Reisebillet sämtlich in einer Lotterie gewonnen, kaum in See gestochen aber müssen sie zweifeln, das große Los gezogen zu haben.

In Venedig bringt Selysses die Motive Insel und Schiff auf eigenartige Weise zusammen. Ich malte mir aus, wie es wäre, wenn ich über die graue Lagune auf die Friedhofsinsel, nach Murano oder weiter noch bis San Erasmo oder auf die Isola San Francesco del Deserto hinüberfahren würde. Ich sah den Nebel sich heben, die grüne Lagune ausgebreitet im Mailicht und die grünen Inseln wie Krauthäupter auftauchen aus der ruhigen Weite des Wassers. Ich sah die Krankenhausinsel La Grazia mit einem runden panoptischen Bau, aus dessen Fenstern winkend, als befänden sie sich auf einem großen, davonfahrenden Schiff, Tausende von Irren herausschauten. - Ein ganzes Archipel, und eine der Inseln fährt als Narrenschiff davon, die anderen scheinen verlassen, deserti, alle sind irre und entwichen, als Gesellschaft bleiben Selysses der heilige Franz, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser in einem schwankenden Schilfbett liegt, und die heilige Katharina, die über die Sümpfe schreitet, ein kleines Modell des Rads, auf dem man sie gebrochen hatte, in der Hand. Wäre er besser mit den Irren und als einer von ihnen davongefahren?
Mit einigem Erstaunen hören wir, Ritorno in Patria sei auf einer griechischen Insel, möglicherweise einem kleinen Eiland, niedergeschrieben worden. Die näheren Umstände kennen wir nicht, stellen uns aber nichts grundsätzliche anderes vor als Selysses zu Beginn von Ritorno in Patria, wie wir ihn sehen, allein in einem Hotel weit oberhalb von Bruneck, am Ende der Vegetation, beschäftigt mit seinen Schreibarbeiten: dies also versetzt auf eine einsame Insel. Aber vielleicht ist das ein Trugbild und die Wirklichkeit ganz anders. Womöglich noch erstaunlicher ist auf den ersten Blick der Einleitungssatz zu der Erzählung Scomber scombrus: Die beiden Segel waren im Westwind gebläht, und wir setzten den Kurs: Selysses als Teil eines Wir, das findet man kaum. Das Wir ist nicht näher bestimmt, neben Selysses tritt nur noch seine Begleiterin hervor, die Stimmung aber ist die von Licht und Frische und einer bella compagnia. Wir waren längst von dem Fischzug zurückgekehrt und schauten vom festen Land noch einmal hinaus auf das nun graue Meer: Auch eine Insel ist festes Land, vielleicht sind zahllose Inselaufenthalte in froher, wenngleich intellektuell anspruchsvoller Gesellschaft unerzählt geblieben, und es gilt, das Selyssesbild gründlich zu revidieren und die Forschungsfront neu abzustecken.

Mittwoch, 2. April 2014

Blume Davids

Zwanzigtausend Heilige

Sebald beginnt sein Werk mit einer hohen Heiligendichte, am Eingang von Nach der Natur versammeln sich zu unserem Beistand alle vierzehn Nothelfer und Nothelferinnen. Auch in den Schwindel.Gefühlen ist die Dichte weiterhin hoch, sie wird in den weiteren Prosawerken dann dünner, aber selbst in Austerlitz schaut kurz vor dem Ende hilfreich noch der Heilige Julian hinein. Nirgends wird aber auch nur annähernd die sakrale Dichte von Ynys Enlli erreicht, wo, so wird berichtet, neben König Arthur, auf einer Fläche von weniger als zwei Quadratmeilen zwanzigtausend Heilige ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. In der exorbitanten Zahl ist der führende walisische Heilige, David alias Dewi Sant, noch nicht einmal enthalten, nach zuverlässigen Quellen sind dessen Gebeine in der Kathedrale zu Tyddewi, dem Hause Davids, verwahrt. Drei Wallfahrten auf die Insel, keine englischen aber doch britische Wallfahrten, sollen den Wert einer Wallfahrt nach Rom haben, da kann sich jeder seine Rechnung aufmachen.

Fflur Dafydd, die walisische Dichterin und Sängerin, erweckt auf Bildern den Eindruck einer angenehmen Harmlosigkeit, jemand nicht wie Virginia Woolf, eher jemand wie du und ich. Verborgen, wie sie ist, in ihrer unzugänglichen Muttersprache, kann man sich ihr nur schwer nähern. Austerlitz ist zu beneiden, der die walisische Sprache, nach eigenem Bekunden, wie im Flug erlernt hat, daß sie ihm besonders viel bedeutet hätte, darauf gibt es allerdings keine Hinweise. Immerhin kann auch der Sprachunkundige erkennen, daß bereits Fflur Dafydds Roman Atyniad Ynys Enlli zum Schauplatz hat, gleich auf der ersten Seite ragt das Eiland, im Norden gebirgig, im Süden flach, aus dem Text hervor. Der in englischer Sprache verfaßte Roman Twenty Thousand Saints ermöglicht es dann, sich mit der Autorin und der Insel bekannt zu machen.
Der Laie hätte sich nicht träumen lassen, daß auch nur die Gesamtzahl aller Heiligen weltweit der Zahl der auf der Insel Bestatteten gleichkommt, und siehe, das Martyrologium Romanum gibt ihm recht, gerade einmal 6650 Heilige und Selige sowie 7400 Märtyrer sind von offizieller Seite bekundet. Als Kind war Selysses nichts sinnvoller erschienen als Allerheiligen und Allerseelen, die beiden Tage der Erinnerung an die Leiden der heiligen Märtyrer, wie immer ihre Zahl bemessen sein mag, Tage, an denen die dunklen Gestalten der Dorfbewohner seltsam gebeugt im Nebel herumgingen, als seien ihnen die Wohnungen aufgekündigt worden. Auf Ynys Enlli ist fortwährend Allerheiligen, das Paradies für die Freunde dieses Festtages.

Als seien ihnen die Wohnungen aufgekündigt worden: Vielen der Bewohner der Insel war die Wohnung auf den Festland gekündigt worden oder sie hatten sie gekündigt, Vivian und Delyth nach dem ersten, gescheiterten Referendum zur walisischen Selbstverwaltung. Wales was attached to England, and Ynys Enlli wasn't. Iestyn ist die Gefängniszelle in Cardiff gekündigt worden, in der er zehn unschuldige Jahre verbracht hat, Mererid, writer-in residence, kündigt ihre Festlandverlobung und orientiert sich neu, on the island you see lovers all the time, ones that would never have looked twice at one another on the mainland. Even a misunderstanding sometimes made its way towards a kind of truth. Auf der Insel finden archäologische Ausgrabung statt mit dem vorgeblichen Ziel, den Heiligen auf die Spur zu kommen, tatsächlich aber mit dem Ziel, ihnen nicht auf die Spur zu kommen, so daß das Areal wirtschaftlicher Nutzung zugeführt werden kann. A thin strip of narrative links people with birds, seals with water, saints with the earth, die Sprache ist an keiner Stelle overdone. Schauen wir auf Fflur Dafydd im Spiegel des Buches, so bleibt die angenehme Freundlichkeit, die Harmlosigkeit aber nur insofern, als sie uns und ihren Figuren kein Leid wünscht oder antut. Vor dem Walten des Schicksals kann sie die Menschen ohne die Hilfe der nicht auffindbaren Heiligen freilich nicht bewahren. Auf der Rückfahrt zum Festland Leri's sobs, thick with mucus, go on for ever in tiny aching waves, hurting them all.