Sonntag, 22. September 2024

Navajos

Verschiedenheit der Menschen

Um die Amerikaner hatte er sich wenig gekümmert, um die amerikanischen Indianer noch weniger, er beachtet die gar nicht. Das ist bei Kafka ein wenig anders. Er war vielleicht siebzehn Jahre alt, ein Indianerbuch fällt ihm in die Hände, sein Interesse bleibt aber gering, den Indianerstamm erkennt er nicht, mithin auch nicht das Verhalten der sogenannten Rotheute oder die Indianersprache, die keineswegs leicht zu erlernen und zu sprechen sind. Einige Worte fielen ihm auf, er merkte sie sich so gut wie möglich, Eindruck haben sie ihm letzten Endes aber so gut wie nicht gemacht. Und dann schaut man in The Navajo Language von Young and Morgan und fragt sich hilflos, wie man das, diese Sprache denn verstehen soll. Spaziergänger trifft man auf der Insel im Teich, sie sind still, man hört sie nicht.

 

 


 

Mittwoch, 4. September 2024

Pijana kobieta

Eine betrunkene Frau


Alkohol bekommt ihm nicht, er trinkt, falls überhaupt, nur in sehr kleinen Dosen und nur bei bestimmten Gelegenheiten. Ganz anders ist es bei dieser keineswegs unschönen aber immer wieder auffälligen betrunkenen Frau, niemand kennt sie, niemand kann sie übersehen oder überhören, ihre Worte sind bestenfalls albern. Das Trinken ist weit verbreitet, Männer trinken miteinaner, Frauen ebenfalls, mit Gottes Hilfe sind sie allerdings in geringerer Zahl. Aber grade die Vielzahl führt die Männer zu einer geringeren Beachtung, versammelte Frauen, wenn auch meistens zu niedgrieger Zahl, führen zu mehr Beobachtung ohne allerdings größeres Aufsehen zu erregen. Anders sieht es in der Festversammlung mit einer einzelnen betrunkene Frau aus. Sie ist allein, dafür aber intensiv. Sie offenbart eine schrille Einsamkeit, man hört ihr nicht zu, man leidet unter ihr, ja man fürchtet sie. Man muß es aber hinnehmen oder fliehen.


Dienstag, 3. September 2024

Indigene Völker

Den Tod nicht meiden

Die Amerikaner interessieren ihn nicht, noch weniger die sogenannten Wilden, die er nicht kennenlernt. Das ist bei anderen anders, zumal die von Karl May dem Publikum vorgeführten Indigenen seit jeher entzücken. Es ist bei allen Stämmen das gleiche. Die Indigenen selbst sehnen sich nach dem Tod, heißt es, richtiger ist aber wohl, daß sie den Tod nicht fürchten, und auch das ist wohl nicht ganz zutreffend. Sie verlangen nicht den Tod, der Tod verlangt sie, wie letzthin uns alle, die Indigenen bei ihrer Lebensform freilich umso mehr. Die Wilden, um bei dieser Benennung zu bleiben, haben Freunde, anders gesagt Genossen, der von diesen Genossen angeblich wahrgenommene Gestank wäre ein förderlicher Gestank, tatsächlich aber wohl ein Aroma der Wahrheit. Der ganze Stamm könnte friedlich im Grase liegen, als würde nichts geschehen. Die Angst ist sicher nicht verschwunden aber in keiner Weise sichtbar für die anderen.


Montag, 2. September 2024

Eheleben

Suka

Auch unter Literaten ist das Eheleben nicht immer nur sanft, geschweige denn unter der hart arbeitenden Bevölkerung. Gdzie ona, gdzie ta suka, wo ist sie, wo ist die Nutte, erkundigt sich Kasiuk bezüglich seiner Ehefrau, zu einer sachbezogenen Antwort kommt es nicht, nur zur Wiederholung der Frage: Gdzie ta suuuuuuka? Kasiuk ist parat zu einer umfassenden Zerstörung, er greift zum Beil, Peresada, eher klein aber flink und ungehört gewieft, greift zum emporgehaltenen Stuhl, der ihn absichert. Die Zuschauer sind entzückt. Als der erste Stuhl zerstört ist, greift Peresada zum nächsten et cetera, seine Technik ist frappierend. Du Sau du, läßt Kasiuak wissen, gemeint ist weiterhin seine Frau. Ein Junge schaut längere Zeit schon still und ohne Rührung vor sich hin, eine wichtige Gestalt, das Geschehen ermuntert ihn keineswegs. Du Nutte, klingt es auch jetzt noch, aber Kasiuk ist erkennbar erschöpft, no to fairant, jetzt aber Feierabend, verordnet Peresada, der die Lage erkennt. Die nicht geringen Kosten, die für Kasiuk anfallen (zersplitterte Stühle und anderes), sind noch nicht berechnet.


Sonntag, 1. September 2024

Rätselhafte Hand

Raucher

Es gibt hinreichend Hinweise, daß er ein vielseitiger Raucher war, auch wenn seine eigene Schilderung, der zufolge der Qualm unter der Tür seines Arbeitszimmers stetig hervordrang, wohl nicht wortwörtlich zu nehmen war. Auffällig war in jedem Fall, daß in seinen Büchern von Rauch und Nikotin nicht die Rede war. Bei dem polnischen Kollegen sah es ganz anders aus, für ihn war der Rauch der Zigarette ein in vieler Hinsicht wichtiges Moment. Beeindruckend ist das Bild, das ihn, den Raucher, die Zigarette, und, nahe der Zigarette, die im Augenblick nicht tätigen Finger zeigt. Hatte er sie, die Zigarette, gerade für sich belassen, oder will er gerade auf die Zigarette zugreifen? Man weiß es nicht, die Verwahrung zwischen den Fingern, Zeigefinger und Mittelfinger, ist wohl das entscheidende Moment für die Ruhepausen des Rauchens. Näheres ist nicht entscheidbar, jedenfalls ist der Pole verliebt in die Zigarette, er will ihre Nähe genießen, die Frage des Nehmens oder Gebens mit dem Finger ist sekundär. Eine weitere Frage: Hatte er die Zigarette mit einem Streichholz oder mit dem Feuerzeug entzündet? Auch das ist nicht festzustellen, das Streichholz ist jedenfalls das edlere und wahrscheinlich wohl auch das benutzte Gerät.