Freitag, 18. April 2025

Die Katze

Das Kind
 

Tiere haben keinen Anlaß die Welt zu verstehen, Menschen versuchten es immer wieder, ursprünglich aber ohne all zuviel Erfolg. Zu unserer Zeit schaut man schon einiges weiter, die Indianer waren noch um Einiges rückständig, keineswegs aber was ihre Intelligenz anbelangt, ihre Überlegungen gingen ledig in andere Richtungen. Der Indianer Chee, ein moderner Navajo, wurde in der Nacht angegriffen, niemand konnte zunächst sagen, von wem und warum. Die Katze des Hauses hatte sich zuvor lauthals gemeldet und Chee aus dem Schlaf geholt, er konnte den Angreifer erschrecken und verjagen, aber niemand konnte zunächst sagen, warum und wozu er angegriffen werden sollte. Der Anlaß des Angriffs blieb für längere Zeit verborgen. Obwohl nicht gerade in einem Liebesverhältnis mit Chee, blieb die Katze doch wachsam und hilfreich. Erst später zeigt sich der Anlaß des gescheiterten Angriffs. Chee habe ihr Kind verhext und umgebracht, so glaubte die Mutter, er konnte das aber widerlegen. Es war ein trauriger aber niemandem zuzuschreibender Tod. Das Leben geht weiter.

Montag, 14. April 2025

Boze, deutsch: Gott

Die Mutter

Stachura, getarnt als Pradera in der Erzählung Siekierezada: Daj nam, Boze, zdrowie! Ebenso Batiuk: Daj nam, Boze, zdrowie, deutsch: Gib uns Gesundheit, Gott! Gläubig sind sie beide aber nicht, sie meinen es auch nicht ernsthaft, es ist nur ein Sprichwort. Gläubig mit großer Selbstverständlichkeit ist dagegen Stachuras geliebte Mutter, der wenig geliebte Vater war schon gestorben. Der Glaube an Gott ist der Mutter selbstverständlich. Sie spricht mit Gott in ihren Gebeten, und sie weiß, daß Gott ihr ohne Frage antwortet. Jeder Sonntag ist für sie ein Kirchgang, der Sohn kann ihr darin nicht folgen, er liebt sie aber um so mehr und sie tut alles, was nur denkbar ist für ihren Sohn. Er ist von der Eisenbahn verletzt worden, offenbar mit seiner eigenen Absicht. Die Mutter umhegt ihn nun, alles scheint sich zum Guten zuwenden, seinen baldigen Tod hat er aber schon vorbereitet.

Dienstag, 8. April 2025

Unbelebt

Belebt

Links und rechts in der engen Straße stehen heruntergekommene graue Häuser, Menschen sieht und hört man nicht, aber grade das läßt aufmerken. Wie mögen die Häuser und die Straße ursprünglich ausgesehen haben? Sind die Häuser unbewohnt? Vielleicht nur einzelne Häuser und andere nicht, man sieht weder bewohnte noch leere Häuser. Nach einiger Zeit sieht man eine einsame Frau, die die Straße entlang geht, sie kehrt in keines der Häuser ein, sondern biegt schon bald nach links ein und ist verschwunden. Man könnte ihr nachgehen und in ihre Wohnung eintreten. Vielleicht kehrt sie in ihre Wohnung ein, vielleicht  aber besucht sie jemanden, der in dieser Wohnung lebt, vielleicht lebt sie dort mit ihrer Mutter oder mit ihrem Ehemann, vielleicht springen plötzlich Kinder aus dem Haus, sie wollen spielen oder in die Schule gehen. Sieht man auch Frauen oder Männer, die die in einem der Häuser verschwinden, wenn ja, wohnen sie dort oder besuchen sie jemanden. Bewohner oder Besucher der Häuser sieht man nicht, vielleicht muß man eine längere Zeit warten um ihnen zu begegnen. Heute jedenfalls kann man diese Fragen noch nicht beantworten.

Montag, 7. April 2025

Glück

Lotterie

Die einen haben Glück, die anderen nicht, vielleicht ändert es sich und die Glücklosen werden glücklich, nicht wenige setzen auf die Lotterie, die mal so und mal anders sich zeigt. Daß man nicht weiß, wie es ausgeht ist der besondere Reiz. Er hatte nach und nach sechs Lose gekauft und keins war erfolgreich. Die Losverkäuferin lachte nur: Nichts gewonnen? Ja, nichts, war die Antwort. Lotterie ist nun mal Lotterie, sagte sie nicht ganz ohne Spott. Sie lächelte und wies darauf hin, daß letztendlich das Leben überhaupt ein Lotteriespiel ist. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen.

Donnerstag, 3. April 2025

Am Ende des Tages

Wódka

Er hatte tagsüber gelesen und er hat geschrieben, mehr möchte er an diesem Tag nicht tun. Er hatte sich mit niemanden verabredet, er möchte aber in einem Gasthaus unter Menschen gelangen, Männer und Frauen, ohne allerdings ihnen nahe zu kommen und ihr Geschwätz zu hören. Er hatte an diesem Tag schon ein wenig Wódka getrunken, wenig aber nicht all zu wenig, er trank in der Gasthaus, das er ausgesucht hatte, und trank noch spürbar mehr. Gleichwohl kann man bei weitem nicht sagen er sei betrunken, er kam dem aber nah und immer näher. Er zog seine Gitarre hervor und spielte leise, so leise, daß es niemanden störte.

Mittwoch, 2. April 2025

Die Toten

Hilflos

Wer nicht geboren ist, kann nicht sterben, wer nicht stirbt, war nie geboren, die Zahl sowohl der nicht Geborenen als auch die Zahl der Gestorbenen ist immens, weitaus geringer ist die Menge derjenigen, die jetzt gerade ihr Leben leben. Nicht wenige glaubten an das von Jesus erdachte ewige Leben, die Zahl, die dieses Erlebnis seit langen erwarteten, war immens. The dead, die Toten warten aber schon seit längere Zeit erfolglos auf ihre Auferstehung. Man hat sie erwartungsvoll ins Auge gefaßt, auch wenn man es ihnen, den Toten, inzwischen schon längst nichts mehr ansieht. Die Erwartung der Auferstehung der Toten, so sehr man sie auch wünscht, läßt nach, die meisten haben jeglichen Glauben dieser Art bereits aufgegeben. Die Zeit ist unser feindlicher Gegner, wer hat die Zeit erfunden, wer kann die Zeit anhalten? Selbst wenn das möglich wäre, könnten die bereits toten nicht ins Leben zurückfinden.